Explikat

In intramedialer Form ist Adaption das Wiedererzählen einer Vorlage oder eines Stoffes in demselben Medium. In dieser Ausprägung ist Adaption eine Sonderform von Intertextualität, die sich durch eine sehr enge Beziehung zwischen Prätext und Zieltext auszeichnet (Sanders 2006, S. 4). Als solche verfügt die Adaption über eine lange Tradition, die bis zu den Anfängen der Verschriftlichung von Texten reicht.

In der heutigen Zeit mindestens ebenso bedeutsam ist die intermediale Adaption. Die Basis jeder Adaption ist die Vieldimensionalität eines literarischen Werkes. Sofern diese nicht vorhanden ist, kann keine Adaption stattfinden (Mieth 2002, S. 11). Neben der formalen Einheit, welche der Adaption zuteil wird, kann zudem ein vollzogener Prozess als Faktor zur näheren Bestimmung dieser Größe hinzugezogen werden. Im Zuge einer konstanten Entfaltung neuer Medien sowie neuer, differenter Frequenzbereiche kommt es zu einem permanenten Anstieg der Anzahl von Adaptionen (Hutcheon 2006, S. 4).

Die Adaption kann im Großen und Ganzen in drei Elemente unterteilt werden. Zum einen kann sie als formale Einheit oder als Produkt gesehen werden, da sie eine umfangreiche Umwandlung eines bestimmten Werkes, oder auch mehrerer Werke, widerspiegelt. Die Adaption impliziert in diesem Falle einen Medienwechsel respektive Rahmenwechsel. Das angestrebte Resultat liegt dabei beispielsweise im Perspektivwechsel der erzählenden Person. Zudem kann aber auch ein Realitätswechsel vorgenommen werden (Hutcheon 2006, S. 7f.).

Adaption kann überdies als kreativer Prozess beurteilt werden, da immer auf Interpretation und Produktion sowie dessen Rückbildung zurückgegriffen werden kann. Zentral sind diesbezüglich die Verwendung als auch die Wiederverwendung bestimmter literarischer Werke (Hutcheon 2006, S. 8). Es kommt also zu einer neuen Darstellungsweise des Originaltextes.

Ferner kann die Adaption als ein Rezeptionsprozess verstanden werden, in welchem ihr eine Form von Intertextualität zugrunde liegt. Demnach kann durch diese Art der Adaption eine Wiederbeschreibung unseres Gedächtnisses in Bezug auf andere Werke stattfinden und infolgedessen entsteht eine Modifikation des literarischen Werkes (Hutcheon 2006, S. 8).

In Bezug auf die Adaption eines literarischen Werkes in einen Film kann eine Vierteilung vorgenommen werden, mittels welcher eine genauere Definition des vorliegenden Terminus erfolgen kann. Zunächst kann die Verfilmung nach spezifischen in der literarischen Quelle vorhandenen Themen stattfinden.

Demgegenüber steht die Adaption als Darstellung des literarischen Originals. Dabei werden die Abläufe überwiegend im Wortlaut übernommen und die Autonomie des literarischen Werkes betont. Die spezifische Ästhetik des dazugehörigen Films wird vernachlässigt. Zudem kann für die Adaption von einem literarischen Werk zu einem Film auch die Translation des existenten Zeichensystems in ein divergentes Zeichensystem, welches in erster Linie die filmischen Möglichkeiten beachtet, von Bedeutung sein. Zuletzt kann eine Adaption in Form einer Dokumentation erfolgen. Dieser Variante kommt jedoch in der heutigen Zeit keine große Bedeutung mehr zu (Payrhuber 2007, S. 62).

Besonderheiten hinsichtlich der Kinder- und Jugendmedien

Für die Kinder- und Jugendmedien sind die Medienadaptionen von Volksmärchen besonders bedeutend und bereits über einen langen Zeitraum präsent. Der Ursprung dessen liegt unter anderem im Bekanntheitsgrad dieser Volksmärchen, die als eine der geläufigsten Gattungen der Literatur gelten (Heidtmann 2000, S. 82). Die Adaption solcher literarischer Werke sowohl durch elektronische als auch audiovisuelle Massenmedien fördert die Popularität dieser Literatur und einhergehend damit die Rezeptionsbedingungen, insbesondere für Kinder und Jugendliche (Heidtmann 2000, S. 95).

Neben den Adaptionen der Volksmärchen spielen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ebenfalls die Adaptionen von antiken Mythen eine wesentliche Rolle in der Kinder- und Jugendliteratur. Früher diente diese Gattung oft ausschließlich der sachlichen Informationsvermittlung in Bezug auf diese alten Stoffe. Besonders das immer wiederkehrende Heldenmotiv wird dabei heutzutage wieder aufgegriffen und in kindgerechter Weise gespiegelt.

Diese am kindlichen Rezipienten orientierte Darstellung der Figuren, äußert sich oftmals in der Zugabe von Komik und regt somit zur Auseinandersetzung mit diesen Stoffen an. Infolgedessen werden die Helden und Götter für die junge Generation greifbar und es kommt zu einer ausgeprägten Phantasieentwicklung. Dadurch wird es den Kindern und Jugendlichen möglich, sich mit diesen Figuren zu identifizieren und einen Zugang zu dieser Art der literarischen Werke zu finden (Rutenfranz 2004, S. 125).


 Bibliografie

  • Hutcheon, Linda: A Theory of Adaptation. New York: Routledge, 2006.
  • Inspiriert von … Literaturadaption im praktischen Vergleich: Annäherungen und Möglichkeiten. Hrsg. von Angelika Mieth. Berlin: VISTAS, 2002.
  • Intermediale Inszenierungen im Zeitalter der Digitalisierung. Medientheoretische Analysen und ästhetische Konzepte. Hrsg. von Andy Blättler, Doris Gassert, Susanna Parikka-Hug und Miriam Ronsdorf. Bielefeld: transcript, 2010.
  • Kübler, Hans Dieter: Medien für Kinder. Von der Literatur zum Internet-Portal. Ein Überblick. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 2002.
  • Lesen-Hören-Sehen. Kinder- und Jugendbücher in anderen Medien und Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung. Hrsg. von Franz-Josef Payrhuber und Gudrun Schulz. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, 2007 (= Schriftenreihe der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur; 36).
  • Märchen-Kinder-Medien. Hrsg. von Kurt Franz und Walter Kahn. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, 2000.
  • Mediengeschichte, Intermedialität und Literaturdidaktik. Beiträge zur Literatur- und Mediendidaktik. Bd. 15. Hrsg. von Bodo Lecke. Frankfurt am Main: Peter Lang, 2008.
  • Rutenfranz, Maria: Götter, Helden, Menschen. Rezeption und Adaption antiker Mythologie in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur. Frankfurt am Main: Peter Lang, 2004.
  • Sanders, Julie: Adaptation and Appropriation. London/New York: Routledge, 2006.
  • Steinlein, Rüdiger: Kinder- und Jugendliteratur als Schöne Literatur. Frankfurt am Main: Peter Lang, 2004 (= Kinder- und Jugendkultur, -literatur und -medien.Theorie-Geschichte-Didaktik; 26).
  • Verfilmte Kinderliteratur. Gattungen, Produktion, Distribution, Rezeption und Modelle für den Deutschunterricht. Hrsg. von Petra Josting und Klaus Maiwald in Zusammenarbeit mit der AJuM der GEW. München: kopaed, 2010.