Inhalt

Der Klippschliefer bittet allabendlich die Sonne, nicht unterzugehen, und muss schließlich feststellen, dass diese ihn nicht hört und auch sonst niemand ihn wahrzunehmen scheint. Der Elefant hadert mit sich selbst, weil er sich nicht davon abbringen kann, auf einen Baum zu steigen und die Aussicht zu genießen, auch wenn er jedes Mal abstürzt und Blessuren davonträgt. Käfer und Regenwurm streiten sich darüber, wessen Wut am größten ist. Das Erdferkel wird immer wütend, wenn es auf seinen Beinen steht, und verbringt deshalb die meiste Zeit gut gelaunt im Kopfstand.

Auch der Krebs, der Igel und die Spitzmaus, Nashorn und Nilpferd, Eichhörnchen, Ameise, Kröte und Grille machen ihre eigenen Erfahrungen mit der Wut. Manche sind wütend über etwas Bestimmtes, andere ohne Grund und wieder anderen fällt es sehr schwer, Wut zu entwickeln oder zu erlernen.

Im letzten Kapitel schließlich, das mit "Das Verschwinden der Wut" überschrieben ist, bemerken die Tiere, dass sie nicht mehr wütend werden können. Sie treffen sich, um zu besprechen, was in einem solchen Fall zu tun sei. Ihre Ratlosigkeit hat ein Ende, als es dem Nashorn ganz unverhofft doch wieder gelingt, wütend zu werden. Die Tiere freuen sich darüber, dass wieder Normalität hergestellt ist und sie über alle Gefühle verfügen können.

Kritik

Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen zeigt in 12 kurzen Tiergeschichten verschiedene Facetten des Gefühls Wut auf. Dabei sind sie nicht belehrend oder moralisierend, sondern tragen eine Vielzahl von Auslösern und Umgangsweisen mit dieser Gemütsregung zusammen.

Sprachlich sind die Texte einfach und präzise, teils aber auch verspielt und philosophisch. Sie werden lebendig durch den dialogischen Aufbau, den hohen Anteil wörtlicher Rede zwischen den sehr verschiedenen Tieren. Toon Tellegen findet die richtige Balance zwischen humorvoller Leichtigkeit und tiefgründigem Ernst. Dabei wird er unterstützt durch die Illustrationen des französischen Künstlers Marc Boutavant, die an Kinderbücher der 50er- und 60er-Jahre erinnern. Die Bilder stellen liebevoll die kleinen und großen Tiercharaktere in all ihren Regungen und Beziehungen zueinander dar und setzen die Protagonisten in eine meist herbstliche Wald- und Wiesenlandschaft.

Die einzelnen Kapitel sind durch hellblaue Seiten mit Zwischentitel und einer entsprechenden Vignette voneinander abgegrenzt. Am Ende des Buches findet sich ein Inhaltsverzeichnis, sodass sich die Geschichten auch einzeln wiederfinden lassen. Einzelne kleine Fehler im Lektorat sind zu bemängeln, ansonsten aber liegt hier ein rundum gelungenes Wutbuch vor, das ganz unaufgeregt daherkommt.

Fazit

Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen eignet sich für die gemeinsame Lektüre mit Kindern ab etwa fünf Jahren. Kinder, die bereits dazu in der Lage sind, können es selbstverständlich auch selbst lesen, am geeignetsten erscheint es aber – unter anderem aufgrund seines hohen Dialoganteils – als Vorlesebuch für den familiären und institutionellen Gebrauch. Das Gespräch über die einzelnen Geschichten kann Kindern helfen, ein ungeliebtes Gefühl anzunehmen, und gibt ihnen ein breites Spektrum an Umgangsweisen damit zur Hand ohne belehrend zu sein.

Titel: Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen
Autor/-in:
  • Name: Toon Tellegen
Originalsprache: Niederländisch
Übersetzung:
  • Name: Mirjam Pressler
Illustrator/-in:
  • Name: Marc Boutavant
Erscheinungsort: München
Erscheinungsjahr: 2014
Verlag: Hanser
ISBN-13: 9783-446-24677-5
Seitenzahl: 80
Preis: 14,90 €
Altersempfehlung Redaktion: 5 Jahre
Tellegen, Toon/Boutavant, Marc: Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen