Inhalt 

Der Weihnachtsmann verliert nach seiner Geschenke-Einkaufstour durch ein Loch in seinem Flugzeug vier Märchenbücher, die in einem Wald landen und dort vom Bären, vom Hasen, vom Fuchs und vom Wolf gefunden werden. Während der verschlafene Bär kaum Notiz von dem Buch nimmt, lesen Hase, Fuchs und Wolf darin, dass eine Fröschin durch einen Kuss zu einer Prinzessin werden kann. Die drei machen sich – jeder mit einem eigenen Ziel – auf zum See, an dem drei Froschmädchen leben. Der Hase möchte durch den Kuss gerne König werden, der Fuchs giert nach der Krone, die er der entwunschenen Königstochter wegschnappen möchte, und der Wolf sieht die Chance auf einen menschlichen Leckerbissen gekommen. So sind die Froschmädchen schnell geküsst, doch "das Märchen hatte gelogen" (S. 29): Es erscheinen nicht die erwarteten Prinzessinnen, sondern die männlichen Kussgeber werden zu Froschjungen, die schließlich fröhlich mit den zuvor gelangweilten Froschmädchen zusammenleben. Und: auch was mit dem Bären geschah wird zum Schluss noch aufgelöst: Er sieht das Buch verkehrt herum an und steht seitdem Kopf.

Kritik

Frösche küssen greift, wie schon am Titel ersichtlich, die Tendenz vieler Bilderbücher etwa seit den 90er-Jahren auf, mit der Intertextualität zu Märchen zu spielen. Das Märchen vom Froschkönig wurde in jüngerer Zeit etwa in den Bilderbüchern Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte (Straßer 2010) und Die Froschkönigin (Janisch/Korthues  2012) aufgegriffen. Zugleich verwendet Frösche küssen Figuren der Fabel mit deren typischen Eigenschaften. Leider ergibt sich dabei keine allzu stringente und spannende Geschichte; die Überraschung, die sich einstellen sollte, ist nicht so überraschend, wie gewünscht. Die Vorgeschichte mit dem Weihnachtsmann im Flugzeug und der Nachsatz zum Bären erscheinen recht konstruiert. Ferner ist zu bemängeln, dass gerade im Märchen der Gebrüder Grimm, auf das hier angespielt wird, der Frosch nicht geküsst, sondern an die Wand geworfen wird.
Trotzdem kann das Bilderbuch für Kinder, die das Märchen vom Froschkönig kennen, eine lustige Vorleseerfahrung bieten, bei der sie an ihr Vorwissen anknüpfen, Abweichungen wahrnehmen und Freude an den fröhlichen Tierfiguren entwickeln können.

Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass es sich hierbei um ein estnisches Bilderbuch handelt, eine Seltenheit auf dem deutschen Bilderbuchmarkt. Es irritiert in der heutigen Zeit hingegen, dass die Illustratorin Anne Pikkov nicht als gleichberechtigte Partnerin des Autors Andrus Kivirähk auf dem Cover, sondern erst im Innentitel benannt wird. Das ist besonders schade, da diese ihre gestalterische Arbeit gut gemacht hat. Bereits das Cover stellt eine witzige und gelungene Bildlösung dar, wenngleich es gewissermaßen die Pointe der Geschichte vorwegnimmt. Auch die Vorsatzpapiere sowie der Innentitel und die End- und Impressumsseiten sind hübsch gestaltet, ganz im Stil aktueller Bilderbuchillustration. Die Tierfiguren sind comichaft witzig ausgeführt und mithilfe von Collageelementen werden gelungene Gestaltungen gefunden.

Mit 10,95 € hat das Buch, dessen junger Verlag sich für eine nachhaltige Produktion einsetzt, und dessen Aufmachung recht aufwändig ist, einen überraschend günstigen Preis.

Fazit 

Der Slogan des Willegoos Verlages, "Bilderbücher mit dem Zeug zum Klassiker" zu produzieren, weckt hohe Ansprüche. Aller Voraussicht nach wird diesem Buch der Klassikerstatus nicht beschieden sein. Es kann aber zur unterhaltsamen Lektüre für Kinder ab fünf Jahren werden, die das Märchen vom Froschkönig kennen und möglicherweise selbst bereits erste Erfahrungen mit dem Fröscheküssen gesammelt haben.

Titel: Frösche küssen
Autor/-in:
  • Name: Andrus Kivirähk
Originalsprache: Estnisch
Übersetzung:
  • Name: Cornelius Hasselblatt
Illustrator/-in:
  • Name: Anne Pikkov
Erscheinungsort: Potsdam
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Willegoos
ISBN-13: 9783-9444-4515-1
Seitenzahl: 32
Preis: 10,95 €
Altersempfehlung Redaktion: 5 Jahre
Kivirähk, Andrus/Pikkov, Anne: Frösche küssen