Inhalt

Kalle macht sich auf den Weg, um seine Umgebung zu erkunden, und sucht das Abenteuer. Das begegnet ihm in Form von anderen Tieren, die Hilfe benötigen: ein Hund, dessen Leiter kaputt ist, ein Käfer mit einem Loch im Dach, eine Giraffe, deren Boot ein großes Leck hat, ein Gepardenkind, das nicht über eine defekte Holzbrücke laufen kann, und zu guter Letzt drei Frösche, die wegen eines unvollständigen Zebrastreifens die Straße nicht überqueren können. Kalle hilft immer sofort, ohne zu murren und vor allem ohne an sich zu denken. Er schüttelt mir nichts, dir nichts, einige Tigerstreifen aus seinem Fell heraus und flickt, repariert, ergänzt, von morgens bis abends.

Zuhause steht er schockiert vorm Spiegel und stellt fest, dass er gar keine Streifen mehr hat – ganz eintönig steht er nun da, ihm ist kalt. Schlaflos und unglücklich verbringt Kalle die Nacht… der Morgen hält eine Überraschung bereit! Aus Dankbarkeit für Kalles Hilfe schicken alle Tiere ihm "etwas von ihren Mustern" (o.P.). So wird aus Kalle zwar nie wieder ein gestreifter Tiger, doch immerhin hat er jetzt ein einzigartiges Fell, das seine Verbundenheit mit den anderen Tieren deutlich zeigt.

Kritik

Besonders gelungen sind in diesem Bilderbuch die Illustrationen. In einem weichen, überwiegend pastellfarbenen Stil zeigt Schäfer die Abenteuer des Tigers Kalle. Er ist freundlich gerundet, mit unterproportional geratenen Ohren und Krallen und einem fröhlichen Lächeln auf dem Gesicht.

Auch die anderen Tiere sind mit Liebe zum Detail und einem Auge fürs Ungewöhnliche gezeichnet. In den Illustrationen finden sich zudem viele Kleinigkeiten, auf die der Text gar nicht eingeht, die beim Vorlesen und in der Anschlusskommunikation eine Rolle spielen können. So endet das Buch eigentlich mit dem Öffnen des Pakets von Kalles Freunden. Auf dem Nachsatzpapier sieht man jedoch, wie Kalle zu Kaffee und Kuchen eingeladen hat und mit allen Freunden im Vorgarten sitzt.

Inhaltlich birgt das Buch nur wenige Überraschungen. Die Handlung ist repetitiv und die Art und Weise, wie Kalle seine Streifen zum Einsatz bringt, recht einfach gestaltet. Vielleicht hätte er die Streifen auch mal nutzen können, um etwas Neues zu kreieren, anstatt immerzu zu flicken und auszubessern. So bleibt er in der Rolle desjenigen, der reagiert und repariert – und merkt gar nicht, dass ihm die Streifen ausgehen. Ein bisschen erinnert diese Selbstlosigkeit an das Märchen Sterntaler oder an den traurigen Bilderbuchklassiker Der Baum, der sich nicht lumpen ließ von Shel Silverstein, in dem der Baum immer mehr und immer weiter gibt, bis nichts mehr übrig ist. Aufgelöst wird dies in Schäfers Buch immerhin durch die großzügige Dankesgabe der Freunde, ein bisschen wie der Goldregen für Sterntaler.

Fazit

Jasmin Schäfers Bilderbuch ist wunderschön anzusehen und es macht Freude, die Illustrationen gemeinsam mit Kindern zu besprechen und durchzublättern. Für Kinder ab drei Jahren bietet es auch inhaltlich reichlich Gesprächsstoff, vor allem die Möglichkeit, über Geben und Nehmen, Dankbarkeit und Freundschaft nachzudenken.

Titel: Die Sache mit den Tigerstreifen
Autor/-in:
  • Name: Jasmin Schäfer
Illustrator/-in:
  • Name: Jasmin Schäfer
Erscheinungsort: Zürich
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Atlantis
ISBN-13: 978-3-7152-0717-9
Seitenzahl: 36
Preis: 12,95 €
Altersempfehlung Redaktion: 3 Jahre
Schäfer, Jasmin: Die Sache mit den Tigerstreifen