Inhalt

Im Frühjahr 1845 brechen 133 Männer unter dem Kommando von Sir John Franklin in die Arktis auf. Ihr Ziel: Die legendäre Nordwestpassage im Nordpolarmeer. Drei Jahre soll diese Reise dauern. Ihre Mission ist klar: Die Männer sollen die ersten Engländer sein, die diese Route vom Atlantik bis zum Pazifik durchsegeln. Damit soll Ruhm und Ehre nach Hause getragen werden. Vom Küchenjungen bis hin zum Offizier – die gesamte Mannschaft ist davon überzeugt, dass sie Teil der größten Expedition ihrer Zeit sein werden.

Die Geschichte beginnt mit einem Gespräch zwischen den Inuit und einem Forscher. Er will herausfinden, wieso die Crew niemals zurückkehrte. Ist sie einfach verschwunden? Was ist mit den Schiffen passiert? Im Rückblick erfährt der Lesende, wie die Crew sich auf den Weg ins Polareis machte. Vom feierlichen Aufbruch in England, der Arbeit auf den Dampfschleppern, bis hin zur Organisation im Versorgungskahn. Dabei schildert Gehrmann ausführlich den Alltag der Mannschaft und welche Herausforderungen das Leben auf See mit sich brachte. Wie ernährte man sich so weit weg von zu Hause und vertrieb sich die Zeit? Trotz der körperlich anstrengenden Arbeit sorgten Musik, Bücher und Theateraufführungen für Abwechslung bei der Mannschaft. Doch spätestens als die ersten Männer an Depressionen litten, die frischen Nahrungsmittel allmählich aufgebraucht waren und der erste Todesfall zu beklagen war, schlug die Stimmung an Bord um. Das Buch endet mit der ersten Überwinterung vor der Beechey-Insel vor Devon.

Kritik

Die Erzählungen der Inuit nehmen uns mit auf eine Reise ins Zeitalter englischer Industrialisierung und Entdeckung. Die Rezipierenden begleiten unter anderem den jungen John Torrington, der an Board der HMS Terror als Oberheizer anheuert. Er ist einer der wenigen, dessen Schicksal ausführlich geschildert werden konnte, was der Geschichte eine enorme Authentizität verleiht. Für die Seereise verlässt er seine geliebte Betsy und schreibt ihr, so oft er kann. Diese Briefe bilden die Grundlage für Gehrmanns Geschichte. Auch die Logbucheinträge von Kapitän Cozier geben einen Eindruck vom Leben auf See. Gehrmann stützt sich in ihrer Graphic Novel auf belegte Fakten sowie auf eine umfangreiche Literaturrecherche. Die detailgenauen Landkarten und Auszüge aus Originaldokumenten, die sich durch das ganze Buch ziehen, vermitteln dem Leser einen Eindruck vom Zeitgeist der englischen Abenteurer.
Zu erwähnen sind außerdem die vielen kleinen Geschichten, die alle parallel verlaufen. Da wäre neben John Torrington zum Beispiel auch der junge Thomas Evans. Er möchte Teil der Expedition sein, um bei seiner Rückkehr von einem Niemand zum angesehenen Abenteurer zu werden und lebenslanges Ansehen zu genießen. Oder Kapitän Cozier, der wegen seiner irischen Abstammung nicht das Kommando über das Schiff bekommt. Die Charaktere werden in ihrer Gesamtheit sehr lebensnah dargestellt und geben der Geschichte damit alles was sie braucht: Humor, Romantik, Sehnsucht und Spannung.

Fazit

Der Ausgang der Expedition ist leider kein Geheimnis, denn das historische Scheitern von Sir John Franklin steht bereits in den Geschichtsbüchern. Die Spannung bleibt jedoch bis zum Schluss auf hohem Niveau. Der Auftakt der Trilogie ist sowohl schön zu lesen als auch lehrreich. Die Altersempfehlung von acht bis zehn Jahren ließe sich sicherlich nach oben öffnen. Die Manga-Elemente wirken an der einen oder anderen Stelle möglicherweise infantil, im Großen und Ganzen eignet sich Im Eisland aber auch für ein erwachsenes Publikum. Gehrmanns Debut ist für jeden geeignet, der sich auch ohne Vorwissen über die Franklin-Expedition informieren möchte.

Titel: Im Eisland. Die Franklin-Expedition
Autor/-in:
  • Name: Gehrmann, Kristina
Illustrator/-in:
  • Name: Gehrmann, Kristina
Erscheinungsort: Rostock
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Hinstorff
ISBN-13: 9783-356-019-01-8
Seitenzahl: 224
Preis: 16,99 €
Altersempfehlung Redaktion: 8 Jahre
Gehrmann, Kristina: Im Eisland. Die Franklin-Expedition