Inhalt

Zwölf Jahre sind vergangen, seit der Bergbauer César (Tchéky Karyo) sich des Kinds einer bei der Geburt gestorbenen Frau angenommen hat; seit vier Jahren sind der Junge Sebastian (Félix Bossuet) und seine kanine Gefährtin Belle mittlerweile befreundet, die Pyrenäenberghündin ist sogar stolze Mutter von drei Welpen. In die Berglandschaft von St. Pierre an der schweizerisch-französischen Grenze ist nach Ende des zweiten Weltkriegs der Frieden eingekehrt. Als Sebastians Vater Pierre (Thierry Neuvic) und Césars Tochter Angélina (Margaux Chatelier) heiraten, möchten die beiden mit dem Jungen im Schlepptau nach Kanada ziehen. Doch Sebastian möchte seinen Adoptivgroßvater César nicht verlassen und lieber im Bergdorf bleiben.

Dieser Konflikt tritt jedoch schnell in den Hintergrund, als eines Tages ein fremder Mann in der idyllischen Dorfgemeinschaft auftaucht: Joseph (Clovis Cornillac, der zudem die Regie übernommen hat) behauptet, der ursprüngliche Besitzer Belles zu sein und fordert 20.000 Francs für die Hündin. Um zu verhindern, dass sich César in den Ruin stürzt, verschwindet Sebastian mit der Hundefamilie in die Alpen. Dort überleben die Gefährten nur knapp einen Schneesturm und richten sich in einer alten Mühle inmitten der Berge ein.

Während César und die Dorfbewohner eine verzweifelte Suche nach den Verschwundenen starten, sabotiert Joseph im Hintergrund die Rettungsaktion: Der gierige Totengräber, der im Krieg mit den Nazis kollaborierte, will die wertvollen Hunde für sich haben.

César und Sebastian finden schließlich doch wieder zueinander – müssen nun aber die zwischenzeitlich entführten Tiere aus den Händen Josephs befreien. Schließlich kommt es mitten in der nächtlichen Berglandschaft zur finalen Auseinandersetzung zwischen den Kontrahenten, bei der Belle eine entscheidende Rolle spielt.

Abb.1: Screenshot aus Belle & Sebastian – Freunde fürs Leben (2018). Verleih: Ascote Elite Entertainment.Abb.1: Screenshot aus Belle & Sebastian – Freunde fürs Leben (2018). Verleih: Ascote Elite Entertainment.

Kritik

Seit 1965 der erste von Cécile Aubrys Romanen über die Freundschaft zwischen dem Bergjungen Sebastian und dem Pyrenäenberghund Belle erschien, gab es zahlreiche serielle Adaptionen, darunter eine im gleichen Jahr erschienene Fernsehserie, eine Anime-Variante (1981) und jüngst eine frankokanadische Animationsserie, die seit 2017 im KiKA und auf ZDFtivi ausgestrahlt wird. Auch drei Kinofilme gehören zum vor allem in der frankophonen Welt beliebten Belle et Sébastien-Medienverbund: Nach den ersten beiden Filmen 2013 (Belle und Sebastian) und 2015 (Sebastian und die Feuerretter) wurde der dritte Teil in Deutschland 2018 auf dem Schlingel-Filmfestival gezeigt und anschließend direkt auf DVD/Blu-ray veröffentlicht.

Die äußerst fotogene Hundeheldin dürfte entscheidend zum internationalen Erfolg der Filmreihe beigetragen haben, aber auch die Produktionsqualität der in den nordfranzösischen Alpen gedrehten Filme weiß mit ihren erhaben inszenierten Berglandschaften zu überzeugen. Auch die Handlung der Filme, die auf Motiven aus Aubrys Romanen beruht, ist handwerklich sauber angelegt, sind die spannenden Abenteuer von Belle und ihrem kindlichen Besitzer doch immer an existenzielle Fragen gekoppelt: Was heißt es, ein Freund zu sein? Welche Opfer bringe ich für Freunde und Familie? Muss ich mein gewohntes Umfeld verlassen, um wirklich erwachsen zu werden?

Freunde fürs Leben lebt wie seine Vorgängerfilme von dem hohen Niedlichkeitsfaktor der wunderschön anzuschauenden Hunde und von den Landschaftsinszenierungen. Belle wurden nun drei Welpen beiseite gestellt, zudem lernen wir die Mutter der tierischen Heldin kennen (die den passenden Namen Alba trägt). Erkennbare Anleihen nimmt das dritte Filmabenteuer von Belle & Sebastian beim Abenteuerroman, etwa bei den US-amerikanischen Abenteuergeschichten Jack Londons wie Ruf der Wildnis und Wolfsblut. Anders als bei London geht es hier aber nicht um die Domestizierung oder Auswilderung des Hundes und somit um die Frage nach dem Verhältnis zwischen Hund und "Menschenmeister". In Freunde fürs Leben ist dieses Verhältnis schon längst geklärt; getrieben wird die Handlung stattdessen von einem vergleichsweise klassischen Entführungsplot.

Motivisch eingebettet ist das aus diesem Plot resultierende Katz- und Maus-Spiel in eine Feier der Freundschaft zwischen Mensch und Hund, wobei letztere angenehmerweise nicht allzu vermenschlicht werden: Zwar verstehen sich Mensch und Hund nahezu blind, aber Belle und ihre Artgenossen werden konsequent als Menschenbegleiter mit einer eigenen Weltwahrnehmung präsentiert, in die wir Menschen uns letztendlich aber nicht hineinversetzen können. Schön wird dies in der Szene dargestellt, in der Alba und ihre Tochter nach vielen Jahren einander wieder sehen und am Geruch erkennen.

Neben Freundschaft stehen Abschied und Erwachsenwerden als eng miteinander verbundene Motive im Fokus des Films: Die drohende Auswanderung nach Kanada versinnbildlicht den Übergang von der behüteten Kindheit zur Adoleszenz, der sich der frühreife Sebastian anfänglich noch verweigert, auch weil er seinen Ziehvater César und seine Hundefamilie nicht alleine in St. Pierre zurücklassen möchte. Eine der Lektionen, die Sebastian im Laufe des Films lernen wird, ist, dass man manchmal Abschied nehmen muss, um sich weiterzuentwickeln – und (wie es an einer Stelle aus dem Munde Césars heißt) um einander wiedersehen zu können.

Durchaus faszinierend ist die Figur des Joseph, die zum eigentlichen Gravitationszentrum von Freunde fürs Leben avanciert. Der von Regisseur Clovis Cornillac als düster-charismatischer Totengräber verkörperte Antagonist von Belle und Sebastian schillert zwischen einer Abenteurer-Natur mit Bergsteigerhut und einem eiskalten, misanthropischen Opportunisten, der mal mit den Nazis, mal mit der Resistance gemeinsame Sache macht, je nachdem, von wem er am meisten profitieren kann. Ein wenig schade ist dabei, dass man Joseph fast ausschließlich aus der Perspektive der anderen Figuren kennenlernt, wodurch er eine ausschließlich negativ gezeichnete, wenig psychologisch motivierte Figur bleibt, die am Ende ihr verdientes eiskaltes Ende ereilt.

Die DVD- und Blu-ray-Editionen sind nicht sonderlich üppig ausgestattet, neben Trailern finden sich drei kurze Making-of-Videos, die aber einen lohnenswerten dokumentarischen Einblick in Dreharbeiten und Produktionsprozess geben.

Abb. 2: Screenshot aus Belle & Sebastian – Freunde fürs Leben. Verleih: Ascote Elite Entertainment.Abb. 2: Screenshot aus Belle & Sebastian – Freunde fürs Leben. Verleih: Ascote Elite Entertainment.

Fazit

Der dritte Teil von Belle & Sebastian ist ein schöner Winterfilm, der gekonnt Abenteuer- und Freundschaftsmotive balanciert. Erwachsene werden ebenso wie Kinder ab etwa neun Jahren ihre Freude haben, vor allem, wenn sie bereits die anderen Filme oder Serien kennen.

Titel: Belle & Sebastian – Freunde fürs Leben
Regie:
  • Name: Cornillac, Clovis
Drehbuch:
  • Name: Sales, Juliette
  • Name: Suarez, Fabian
Erscheinungsjahr: 2017
Dauer (Minuten): 88
Altersempfehlung Redaktion: 9 Jahre
FSK: 6 Jahre
Format: DVD/Blu-ray
Belle & Sebastian – Freunde fürs Leben (Clovis Cornillac, 2017)