Inhalt

Die wilden Hühner – das sind die vorlaute Sprotte, die hübsche Melanie, die sozial engagierte Frieda, die übergewichtige Trude und die verträumte Wilma. Zusammen sind sie die besten Freundinnen, die beieinander Trost und Zuflucht in jeder Situation finden. Als Sprottes Oma ihre geliebten 15 Hühner, die Namensgeber der Mädchenbande, schlachten lassen will, ruft die 11jährige "Fuchsalarm" aus. Die Mädchen wollen die Hühner vor dem Hackebeil retten und entwickeln einen Plan zur Befreiung der Hühner.

Diese stellen sich bei der Befreiungsaktion aus Oma Slättbergs Garten jedoch als recht stur heraus und so bitten die fünf Mädchen ihre Erzfeinde, die vierköpfige Jungsbande Pygmäen um tatkräftige Unterstützung. Ein Waffenstillstand wird geschlossen und die Hühner befreit, doch schnell zeichnen sich weitere Probleme am Horizont ab: Willi, ein Pygmäe, wird von seinem Vater grün und blau geschlagen, das Bandenquartier der Jungs, ein selbst gebautes Baumhaus, für eine Schrottplatzerweiterung abgerissen und dann will Sprottes unglücklich verliebte, alleinerziehende Mutter auch noch nach Amerika auswandern.

Schließlich werden aus den verfeindeten Banden Freunde, die sich gegenseitig helfen, um alle Hürden zu umschiffen. So wird für Sprottes Mutter eine Partnerannonce aufgegeben, Willis Vater durch die gemeinsame Lehrerin zur Vernunft gebracht und zu guter Letzt auch ein passender Baum für ein neues Baumhaus gefunden.

Kritik

Vivian Naefe hat sich mit der Leinwandadaption des Kinderbuch-Bestsellers Die wilden Hühner übernommen. Sie hat versucht, drei überragend geschriebene Bände der Mädchenserie in einen Film zu packen. Dieser Versuch konnte nur scheitern – zumindest mit den Augen der Lesenden gesehen. Der Film, der an sich gut erzählt und von den jungen sowie älteren Schauspielern toll gespielt ist, hat leider längst nicht die Dynamik, Heiterkeit und Einfühlsamkeit der Bücher.

Obwohl einiges vom cleveren Wortwitz der Kinder auch im Film wieder zu finden ist, so bieten Cornelia Funkes Bücher einfach eine Vielzahl an liebevollen Details der Charaktere, die der Leser im Film vergebens sucht. So ist Trude im Film einzig als übergewichtig und mit ihrem Gewicht im ständigen Clinch dargestellt, sie ist im Buch aber vor allem eine Romantikerin, die ständig in allen Jungs einen Partner fürs Leben sucht. Die Romanze mit ihrem Cousin Paolo im Film zeigt das nicht so deutlich, wie sie in der Buchvorlage geschildert wird. Auch am Charakter der Wilma und der Jungs wurde in der Filmversion ordentlich gespart, ist Wilma doch diejenige, der die Bandengemeinschaft am meisten von allen bedeutet.

Dennoch kann der Film streckenweise gut unterhalten. Das ist vor allem den frechen Dialogen zwischen den verfeindeten Banden geschuldet, die dem Zuschauenden Spaß machen. Aber auch die teilweise prominenten Schauspieler ziehen den Spaßfaktor gewaltig nach oben. Da ist allen voran Veronika Ferres als Sprottes überforderte alleinerziehende Mutter zu nennen, die verzweifelt versucht, ihrem Beruf als Taxifahrerin mit Nachtschichten gerecht zu werden und ihre Tochter dabei nicht zu vernachlässigen. Ferres spielt sie überragend – von Entschuldigungen für verbrannte Pfannkuchen zum Mittagessen, über ständiges Verschlafen und zu-spät-zur-Schule-und-Arbeit kommen bis hin zu den rührenden Szenen wie Frühstück mit der Tochter im Bett bringt sie die Emotionen gekonnt und wirklichkeitsnah rüber. Ebenso überzeugt der eigentliche Tatort-Kommissar Axel Prahl als Willis Schläger-Vater, dem am Ende des Films das Motto 'harte Schale, weicher Kern' auf den Leib geschneidert scheint.

Aber auch die jungen Schauspieler der Mädchen- und Jungenbanden werden gut in Szene gesetzt und können neben den prominenten Erwachsenen durchaus bestehen. Michelle von Treuberg gibt gekonnt das 'Oberhuhn' Sprotte, die die anderen Mädels oft an die Bandenmitgliedschaft erinnern muss. Denn Melanie, schön gespielt von Paula Riemann, ist eigentlich viel zu beschäftigt damit, ihre Pickel zu bekämpfen (von denen man im Film allerdings nichts sieht) und Frieda (Lucie Hollmann) muss ständig auf ihren kleinen Bruder aufpassen. Erwähnenswert sind auch Martin Kurz, der als Pygmäe Torte die besten Sprüche in den Mund gelegt bekommen hat und Vincent Redetzki, der Willis Emotionsgemisch aus unkontrollierter Aggression, Traurigkeit und Angst überzeugend darstellt.

Im Mittelpunkt des Filmes stehen natürlich die Mädchen mit ihren jeweiligen Problemen – die nehmen aber zu oft die Überhand über die eigentlich gewollte heitere Unterhaltung. Da ist Sprottes verzweifelte und einsame alleinerziehende Mutter. Da ist Friedas Mutter, die gerade wieder angefangen hat zu arbeiten und deshalb keine Zeit mehr für ihre drei Kinder hat. Melanies Vater ist arbeitslos geworden weswegen die Familie umziehen muss. Trudes Vater lässt sich von ihrer Mutter scheiden und schenkt ihr ein Grundstück, damit ihre Mutter es nicht in die Hände bekommt. Ganz nebenbei stellt er Trude auch noch seine neue Freundin vor. Und da ist natürlich Willis Vater, der seinen Sohn schlägt und dessen Mutter handlungsunfähig hält.

Diese ganzen Probleme in den Familien überschatten oft die eigentlich fröhliche Kinderwelt – was den jungen Zuschauenden natürlich auch Einblick in die unschönen Familienstrukturen und hoffentlich anderen Kinderrealitäten gibt. Diese Nähe zur Wirklichkeit ist durchaus positiv. Leider überschattet sie aber auch den eigentlich auf fröhliche Unterhaltung angelegten Film und das liebenswert-lustige Spiel der sich bekriegenden Kinderbanden. Dadurch verliert der Film viel von der Heiterkeit und Leichtigkeit, die er eigentlich übertragen möchte und die auch in der Buchvorlage im Vordergrund steht.

Fazit

Vivien Naefe gelingt mit dem Film über Die wilden Hühner leider nur ein durchschnittlicher Kinderfilm, der über weite Strecken gut zu unterhalten weiß, oft aber durch die Familienproblematiken an Heiterkeit und Leichtigkeit verliert. Ein netter Spaß für Familien, der oft zum Schmunzeln aber auch zum Nachdenken und Mitfühlen anregt.

Titel: Die wilden Hühner
Regie:
  • Name: Naefe, Vivian
Drehbuch:
  • Name: Kar, Güzin
  • Name: Reich, Uschi
Erscheinungsjahr: 2006
Dauer (Minuten): 107
Altersempfehlung Redaktion: 12 Jahre
FSK: 12 Jahre
Format: Kino