Inhalt

Auf der ersten Doppelseite erblickt die Betrachterin und der Betrachter in der Ferne einige Autos mit Anhängern, die durch eine einsame Winterlandschaft fahren. Fortan begleitet man die Karawane bis in die Stadt, doch hier soll sie noch nicht zum Stehen kommen. Die Bewohnerinnen und Bewohner winken den bunt bemalten Wagen zu und je näher man ihnen kommt, desto rätselhafter wird es: Ist es vielleicht ein Zirkus, der in der Nähe der Stadt campieren möchte? Nein, der Weg führt die Wohnwagen weiter bis zu einem winzig kleinen, hell erleuchteten Häuschen, in dem schon eine Frau und ein Kind warten. Das Kind läuft auf einen Mann mit Zylinder zu und stürmisch begrüßt dieser nun auch die Mutter. Anschließend strömen die anderen Männer, Frauen und Kinder – ganz folkloristisch-"boho" gekleidet – aus den Autos herein. Es wird immer klarer, dass es sich tatsächlich um eine bunte Zirkusgesellschaft handelt. Die Gesichter der Figuren spiegeln die Herzlichkeit und Freude, die in der Luft liegen, wider – endlich ist die Familie wieder vereint! Das kleine Haus füllt sich, der Weihnachtsbaum wird aufgestellt, Geschenke werden verpackt und es wird musiziert. Es folgt ein ausgelassener Weihnachtsabend mit Tanz und Musik und einer reich gedeckten Tafel, sogar die Zirkustiere feiern mit. Danach sieht man die Gäste zufrieden schlummernd, mit prall gefüllten Bäuchen und satten, glücklichen Gesichtern. Auf dem letzten Bild zieht die Karawane wieder weiter, doch der Vater bleibt bei seiner kleinen Familie zurück.

Kritik

Stille Nacht, fröhliche Nacht ist so zart und leicht in sanften Blau- und Grautönen illustriert, dass man die funkelnde, klirrend kalte Winternacht unmittelbar spüren kann. Es scheint, als rieche man die eisige Winterluft und als ahnte man, dass der Weg, der auf den ersten Seiten zu sehen ist, ins Warme führen wird. Die Freude des Wiedersehens und das Geschehen im warmen Haus werden durch Gelb- und Rottöne gespiegelt. Besonders gelungen vermittelt Julie Völk die einzigartige Stimmung, die die Vorfreude auf den Weihnachtsabend auszeichnet.

Die Illustratorin wurde 1985 in Wien geboren und wuchs in Niedersachsen auf. Nach ihrem Studium an der HAW in Hamburg zog es sie wieder nach Niederösterreich zurück, wo sie mit ihrer Familie lebt. Ihre Bachelorarbeit Das Löwenmädchen, die in Zusammenarbeit mit dem Gerstenberg Verlag entstanden ist, wurde mit dem Nachwuchspreis für Illustratorinnen "Serafina" (2014) und dem "Troisdorfer Bilderbuchpreis" (2015) ausgezeichnet. Für ihr zweites Bilderbuch Guten Morgen, kleine Straßenbahn! erhielt sie den "Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis" (2017). Auf ihrer Homepage ist zu lesen, dass sie sich gern von ihren intuitiv entstandenen Zeichnungen überraschen lässt und durch die Verknüpfung von Fantasie und Realität eine ganz besondere Atmosphäre schaffen möchte. Es ist zu hoffen, dass diese überaus talentierte Illustratorin noch viele solcher Bilderwelten erschaffen wird!

Fazit

Die ruhige, besondere und zugleich mysteriöse Stimmung sowie die große Wärme des Wiedersehens machen dieses Buch zu einem wunderbaren Begleiter für die Adventszeit, bei dem man immer neue Details entdeckt. Hochwertiges Papier, die Goldprägung des Titels und die Stoffhaptik des Umschlags runden das Werk ab. Es eignet sich für Leserinnen und Leser ab 4 Jahre, für jüngere Kinder dürfte es ohne erwachsene Mitleserin und Mitleser schwierig sein, die Bilder zu dechiffrieren und die Handlung adäquat zu erfassen.

Titel: Stille Nacht, fröhliche Nacht
Autor/-in:
  • Name: Julie Völk
Illustrator/-in:
  • Name: Julie Völk
Erscheinungsort: Hildesheim
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: Gerstenberg
ISBN-13: 978-3-8369-5602-4
Seitenzahl: 32
Preis: 16,95 €
Altersempfehlung Redaktion: 4 Jahre
Völk, Julie: Stille Nacht, fröhliche Nacht