Inhalt

Moses wird als Säugling von seiner Mutter in ein Binsenkörbchen auf dem Nil ausgesetzt, um ihn vor den Soldaten von Pharao Sethos I. zu retten. Sie sollen alle neugeborenen hebräischen Jungen töten, weil dem Herrscher Ägyptens die Anzahl der Hebräer zu groß geworden ist, die er als Sklaven in seinem Land arbeiten lässt. Moses treibt zum Palast des Pharao, wird dort von dessen Schwester als Adoptivbruder aufgenommen und wächst zusammen mit Ramses heran. Auf der Feier zur Ernennung von Ramses' Prinzregentschaft wird ihm als Geschenk die Midianiterin Zippora überreicht, die sich jedoch aus der Gefangenschaft befreit und in die Stadt der Sklaven flieht. Moses folgt ihr, trifft dort auf seine leibliche Schwester Miriam und erfährt, dass er selbst gar kein Ägypter, sondern tatsächlich ein Hebräer ist. 

Verwirrt taumelt er zurück an den Königshof und sieht ein Relief, welches die Tötung der hebräischen Neugeborenen zeigt. Moses wird bewusst, dass er sich für einen anderen gehalten hat und fremde Wurzeln trägt. Er irrt weiter in die Sklavenstadt, gerät dort in einen Streit und erschlägt einen ägyptischen Aufseher, weswegen er in die Wüste flüchtet. An einem Brunnen angekommen trifft er erneut auf Zippora, die jetzt mit ihrer nomadischen Familie in der Wüste unterwegs ist. Moses wird von ihnen aufgenommen und er heiratet die Frau, nachdem er einige Zeit bei der Sippe verbracht hat. Moses verlebt nun Jahre als Schafhirte in der Wüste. Als er eines Tages einem entlaufenen Schaf folgt, trifft er auf einen brennenden Dornbusch, aus dem sich ihm die Stimme Gottes mit einem Auftrag offenbart.

Daraufhin kehrt Moses nach Ägypten zurück, um mit Hilfe seines Bruders Aaron sein versklavtes Volk aus der Gefangenschaft des Pharao zu befreien. Der nunmehr selbstsüchtig gewordene Ramses ist mittlerweile Alleinherrscher und hat selbst einen Sohn. Das berühmte Wunder des Stabes, der sich durch Gottes Macht in eine Schlange verwandelt, kann ihn nicht umstimmen; denn immerhin können die ägyptischen Zauberer selbst ein solches 'Kunststück' vollbringen. Daraufhin folgen die Zehn Plagen, welche das ägyptische Volk leiden lassen, besonders als am Ende die erstgeborenen Jungen der Ägypter durch Gottes Zorn sterben müssen. Erst dieses Unglück kann den Pharao umstimmen: Moses darf sein Volk aus Ägypten fortführen. Als die Gruppe das Rote Meer erreicht, kann Moses sie mit Hilfe seines Stabes durch das sich trennende Wasser führen. Ramses, der den Hebräern aufgrund seiner Wut doch noch mit seinen Soldaten nachjagte, geht indessen in den Fluten unter. Moses, seine Familie und sein Volk erreichen schließlich den Berg Sinai, auf dem er von Gott die Zehn Gebote erhält.

Abb. 1: Screenshot aus Der Prinz von Ägypten (1998). Verleih: DreamWorks.Abb. 1: Screenshot aus Der Prinz von Ägypten (1998). Verleih: DreamWorks.

Kritik

Aufgrund der Adaption des antiken Textes und seiner zahlreichen Rezeptionen in der christlichen Kulturgeschichte, werden die Hebräer und demgegenüber die Ägypter auch in dieser filmischen Umsetzung stereotypisiert dargestellt. Der Prinz von Ägypten folgt somit einem traditionellen Rezeptionsstrang innerhalb der Ägyptenrezeption, welcher einer positiv ausgerichteten griechisch geprägten Art und Weise gegenüber steht. Letztere sieht die Ägypter zumeist als idealisiertes weises Volk, welches viele Kulturleistungen hervorbrachte. Der Zeichentrickfilm greift diesen Topos zwar auf, z. B. wenn auf die Denkmäler oder die Zauberkraft der Priester verwiesen wird, jedoch sind diese Einzelelemente negativ konnotiert. Zum einen werden die Hebräer als Sklaven zum Bau der architektonischen Projekte herangezogen – was die Bibel uns so vorgibt, obwohl dies nicht der Faktenlage entspricht – zum anderen erscheinen die Priester als hinterlistige und boshafte Charaktere. Ägypten agiert also gemäß des Alten Testaments als übermächtiges 'Sklavenhaus' und der Pharao Ramses ist dessen personifizierter Repräsentant.

Die Handlung ist insgesamt bibeltreu, weitet allerdings einige Szenen in ihrer filmischen Umsetzung aus, wohingegen die Plagen nur kurz thematisiert werden. Nichtsdestoweniger ist die animierte Aufmachung hervorzuheben, welche den Film für Kinder besonders ansprechend macht. Er zeigt dabei unterschiedliche Facetten dieser Technik, wie z. B. an der Relief-Szene ersichtlich wird, in der die statischen Bilder lebendig werden. Insgesamt orientiert sich die visuelle Umsetzung an Monumentalfilmen wie Die Zehn Gebote (DeMille, 1956) oder Ben Hur (Wyler, 1959), wobei dieses Genre zeitgemäß in eine andere mediale technische Inszenierung übertragen wurde. Der Prinz von Ägypten ist als animiertes Epos eines klassischen biblischen Themas gleichsam für Erwachsene geeignet und kann demnach als Familienfilm herangezogen werden, um die biblische Thematik gemeinsam zu betrachten. Allerdings ist aufgrund dessen eine kritische Betrachtung des Inhalts schwer möglich, weil er eine reine Bibelverfilmung darstellt und sich streng an die textliche Adaption hält. 

Abb. 2: Screenshot aus Der Prinz von Ägypten (1998). Verleih: DreamWorks.Abb. 2: Screenshot aus Der Prinz von Ägypten (1998). Verleih: DreamWorks.

Darüber hinaus fokussiert der Film eine zwischen den Ziehbrüdern Moses und Ramses bestehende Rivalität, die sich mehr und mehr zuspitzt, und anders als in der Bibel nicht nur als Streit zwischen zwei Feinden erscheint. Die in der Bibel vertretenen moralischen Ansprüche dieser Geschichte werden kindgerecht aufbereitet und lassen am Ende nur den Sieg des guten Charakters Moses zu. Der Prophet erscheint somit als Identifikationsfigur für gerechtes Handeln und den Einsatz für Schwächere – nicht nur für die Hebräer, denn er hatte sich zuvor auch für seinen Bruder eingesetzt, bevor der sich von ihm abwandte. 

Besonders erwähnenswert ist die Szene des brennenden Dornbuschs, durch den Gott zu Moses spricht und ihm seinen Auftrag zur Rettung der Hebräer erteilt. Dieses Ereignis wird durch die Darstellung von nebelartigen Veränderungen und wabernde Luftzüge um den Bush herum als Wunder inszeniert. Zudem kann die gewaltige, aber doch sanft bestimmende Stimme Gottes die jungen Zuschauer sicherlich in Begeisterung versetzen. Ähnlich aussagekräftig ist die Inszenierung des Stabwunders mit Hilfe von Rottönen und bunten Farbreflexen, die die Boshaftigkeit der ägyptischen Priester hervorheben sollen, unterstützt durch den abwertenden Auftritt des magischen Personals, das stets betont, dass Moses gegen Profis antreten muss. Das Wunder der Meeresüberquerung und die Wassermassen wiederum erinnern noch einmal besonders stark an die epischen Vorbilder für diesen Zeichentrickfilm. (Quelle: DreamWorks)

Abb. 3: Screenshot aus Der Prinz von Ägypten (1998). Verleih: DreamWorks.Abb. 3: Screenshot aus Der Prinz von Ägypten (1998). Verleih: DreamWorks.

Trotz der epischen Ausmaße des Films hält dieser sich mit motivischer Überladung, die häufig in Beispielen mit ägyptischer Thematik anzutreffen ist, zurück. Ein häufig vorkommendes Motiv des Themenkomplexes ist dasjenige des Skarabäus. Ansonsten ist sowohl die Kleidung der Charaktere, als auch die Darstellung des Hintergrunds schlicht gehalten, ohne die kulturellen Eigenheiten des Settings zu vernachlässigen. Letztere werden beispielsweise über den Umgebungshintergrund vermittelt, in dem die Größe ägyptischer Baukunst von Tempel und Statuen sowie der Wüstenlandschaft ersichtlich wird.

Der bildgewaltige Film ist zudem immer wieder von musikalischen Einlagen durchzogen, die oft durch die vorausgehenden Ereignisse visuell vermittelten Emotionen noch einmal aufgreifen. Nachvollziehbarerweise erhielt das Lied When You Believe, von Stephen Schwartz geschrieben und von Whitney Houston und Mariah Carey gesungen, 1999 in der Kategorie 'Best Original Song' einen Academy Award. Schön ist im Anschluss daran der Übergang des Songs in die hebräische Sprache, welche die Melodie fortführt und im Film von einem Kind vorgetragen wird, während das Volk der Hebräer die Wüste durchquert.

Im Jahr 2000 wurde ein Nachfolgerfilm unter dem Titel Joseph – König der Träume (USA 2000) produziert, der allerdings direkt für die Video- und Fernsehauswertung produziert wurde.

Fazit

Der Prinz von Ägypten bereitet die klassische christliche Geschichte von Moses in Ägypten kindgerecht als Zeichentrickfilm auf und bedient sich dabei ausführlich der filmgeschichtlichen Tradition des Monumentalfilms. Tiefsinnige Themen wie Vertrauen und Verzweiflung sowie göttliche Übermacht werden auf sensible Art und Weise umgesetzt. Geeignet ist der Film jedoch erst für Zuschauende ab acht Jahren, wenn bereits Religionsunterricht stattgefunden hat. Denn trotz der sorgfältigen Darstellung der biblischen Thematik könnten jüngere Kinder die kulturellen Referenzen möglicherweise noch nicht einordnen. Zudem ist es denkbar, dass das Wunder des Dornbuschs und die Überquerung des Roten Meeres beängstigend wirken, weil die Ägypter darin sterben und Gottes Stimme vielleicht zu streng erscheint. Auch die Verwandlung von Wasser in Blut könnte erschreckend wirken. Daher sollte ein geschultes Reflexionsvermögen der Inhalte bereits vorhanden sein.

Titel: Der Prinz von Ägypten
Regie:
  • Name: Chapman, Brenda
  • Name: Hickner, Steve
  • Name: Wells, Simon
Drehbuch:
  • Name: LaZebnik, Philip
Erscheinungsjahr: 1998
Dauer (Minuten): 99
Altersempfehlung Redaktion: 6 Jahre
FSK: 6 Jahre
Format: DVD/Blu-ray
Der Prinz von Ägypten (Brenda Chapman u.a., USA 1998)