Inhalt

Für die zwei 13-jährigen Freundinnen Paige (Olivia Rodrigo) und Frankie (Madison Hu) gibt es nichts Aufregenderes, als ausgefallene (Musik-)Videos zu drehen und diese auf ihrem eigenen Vuuugle-Kanal, einem fiktionalen Pendant zu Youtube, hochzuladen. Auf ihrer nach Ansicht der beiden viel zu vornehmen Privatschule werden sie jedoch aufgrund ihres schrägen Auftretens und ihres gewöhnungsbedürftigen Humors eher missverstanden und nehmen eine Außenseiterrolle ein. Allein auf ihrem Online-Kanal Bizaardvark (Schachtelwort der englischen Begriffe bizarre = skurill und aardvark = Erdferkel) können sie ihre exzentrische Art ausleben und von ihren Abonnenten Anerkennung erfahren. 

Die erste Episode der neuen Serie beginnt mit einem Aufruf Paiges und Frankies an die Zuschauer ihres Kanals: Wenn die beiden 10.000 Abonnenten vorweisen können, werden sie ins Vuuugle-Studio eingeladen und können dort ihre Videos produzieren – natürlich unter viel besseren technischen Voraussetzungen. Als sie dies erreichen, stürmen sie euphorisch in das für sie heilige Studio. Dort treffen sie sowohl auf ihre Vuuugle-Vorbilder Amelia und Dirk als auch auf den Leiter von Vuuugle, Liam. Dieser tritt jedoch nicht persönlich auf, sondern lässt sich auf einen sich durch den Raum bewegenden Monitor übertragen. Die Mädchen befinden sich nun dort, wo sie immer sein wollten und hoffen, jetzt endlich unter Menschen zu sein, die ihre unkonventionelle Art teilen und sie nicht dafür verspotten.

Doch auch bei Vuuugle haben Paige und Frankie Startschwierigkeiten. Ihr Talent für peinliche Missgeschicke lässt die beiden vorerst in Ungnade bei ihren Vorbildern fallen. Frankie zerstört Dirks Geburtstagstorte, Paige löscht ungewollt ein wichtiges Video, das Amelia gerade auf ihrem  Beauty-Vlog hochladen wollte. Auch das erste Video der beiden bei Vuuugle endet in einer Katastrophe. So verunsichert von der  unerwarteten Ablehnung der Anderen, zweifeln sie an der Qualität ihrer Videos und können sich nicht entscheiden, welches Thema ihr Film behandeln soll. Deshalb stehen sie bei der Präsentation mit leeren Händen da und geben das Projekt Vuuugle vorerst als verloren. Später erinnern sie sich jedoch an ihre Fans, die hinter ihnen stehen, und konzipieren das Video so, wie sie es eigentlich vorhatten, wäre ihnen ihre Unsicherheit nicht dazwischen gekommen. Letztendlich können sie damit auch die anderen Vuuugle-Mitglieder von sich überzeugen und fühlen sich endlich akzeptiert.

Abb. 1: Screenshot aus Bizaardvark (2016). Verleih: It's a Laugh Productions.Abb. 1: Screenshot aus Bizaardvark (2016). Verleih: It's a Laugh Productions.

Kritik

Die Serie trifft mit den beiden Teenagern und ihrer Affinität zum Digitalen, insbesondere natürlich dem Vlogging, punktgenau den Zahn der Zeit. Nie waren Blogs, Vlogs und Webvideos so aktuell und populär wie heute. Youtuber halten ganze Messen ab, um ihre Kanäle zu präsentieren. Je nachdem, wie viele Abonnenten sie an sich binden können und wie hoch ihre Reichweite ist, wachsen sie in ihren digitalen Kreisen sogar zu richtigen Berühmtheiten, Vorbildern und Trendsettern heran. Einige können davon sogar ihren Lebensunterhalt finanzieren. Paige und Frankie in Bizaardvark geht es jedoch eher um den Spaß an der Sache selber, sie können sich durch die Videos ausdrücken. In der Schule werden sie für ihre schrille Ader verhöhnt, im Web können sie allerdings gerade damit punkten und werden in der Vuuugle-Szene sogar zu kleinen Stars. Die Beauty- und Lifestyle-Vloggerin Amelia verkörpert das, wovon Mädchen träumen: Sie redet über Mode, Trends und andere Dinge, die Mädchen bewegen. Die Jungs werden indessen von Dirk angesprochen, der mit seinem Trau-dich-Bro-Vlog immer neue Wagnisse und Mutproben eingeht. Und genau darauf will die Serie hinaus: Es geht hier gar nicht mal so sehr um einen kommerziellen Erfolg der Vuuugle-VloggerInnen, sondern um die Freude an der Videoproduktion und die Arbeit an neuen Ideen. Die kindlichen Zuschauer erhalten so einen vereinfachten und leicht verständlichen Einblick in die Webvideoproduktion, werden aber auch gleichzeitig auf alltägliche Probleme aufmerksam gemacht.

Ein Motiv der Serie, das immer mal wieder in den Episoden auftaucht, ist nämlich die Unsicherheit Paiges und Frankies in Bezug auf ihre Videos und auch auf ihre Persönlichkeit. Bizaardvark schafft es sehr gut darzustellen, wie schnell Kinder und Jugendliche im Teenageralter ihr Selbstbewusstsein verlieren können und anfangen an sich zu zweifeln. Die beiden Mädchen vermitteln anschaulich, dass man sich selbst immer treu bleiben sollte.

Die Serie lebt aber vor allem von ihrem für Disney-Sendungen typischen Humor, der nahtlos an Serien wie Hannah Montana und Liv und Maddie anknüpfen kann. Obwohl dieser Humor sicherlich nicht jedermanns Geschmack trifft und an einigen Stellen ein wenig übertrieben wirkt, werden Kinder, die sich schon von Miley Cyrus’ und Dove Camerons Darstellungen begeistern ließen, ihre Freude an den zunächst einmal 20 Episoden der ersten Staffel haben – auch wenn Paige und Frankie keine Popstars sind. Man könnte vielleicht bemängeln, dass es der Serie etwas an Ernsthaftigkeit fehlt, da selbst scheinbar bedrohliche Situationen mit einem Gag aufgepeppt werden. Doch man sollte nicht aus den Augen verlieren, dass Kinder Disney-Sendungen gerade deshalb so sehr schätzen. Langeweile ist hier nämlich unerwünscht. Die schrägen, mit Selbstironie und Zynismus vollgestopften Dialoge und die fast schon absurden Handlungen sind für Kinder, die nach einem anstrengenden Schultag nach Hause kommen und einfach nur lachen wollen, genau richtig. Vor allem actiongeladene Sequenzen wie die Mutprobe Dirks, sich über ein Becken voller Schnappschildkröten zu hangeln, werden Mädchen wie Jungs fesseln.

Viel Wert wird zudem auch auf Dialoge gelegt. Es gibt nur wenige Sequenzen, die sich gänzlich auf eine Figur und ihre Emotionen und Gedanken konzentrieren. Die Gefühle werden dabei immer ausgesprochen und teilweise sogar recht übertrieben dargestellt, sodass unmissverständlich klar wird, was in den Figuren vorgeht. Möglich wird dies durch stark ausgeprägte Gestik, Mimik und Körperhaltung der Schauspieler. Mit Musik außerhalb der Videos von Paige und Frankie wird indessen eher sparsam umgegangen. Einzig die Titelsequenz mit dem für die Serie eigens kreierten Titelsong "Komm, wir machen Videos" (gesungen von Olivia Rodrigo und Madison Hu), wird in Teilen immer wieder aufgriffen und mitunter zwischen zwei Sequenzen eingespielt.

Das Herz der Serie sind jedoch die von Paige und Frankie produzierten Musikvideos, die nicht nur die Persönlichkeit der beiden Mädchen widerspiegeln, sondern auch durch eine professionell wirkende und zugleich peppige Gestaltung überzeugen können. Alltägliche Themen, typische Probleme von Teenagern, selbst ein Bioprojekt der Schule werden in den bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebten Rap übertragen. Jugendsprache, Einfallsreichtum und viel Witz runden das Video ab. An dieser Stelle wird allerdings deutlich, dass Paige und Frankie keine Amateur-Vloggerinnen sein können. Die Videos weisen allesamt dynamische Kameras und einen für einen Online-Kanal fast schon zu professionellen Schnitt auf. In realen Vlogger-Videos wird man beides eher selten finden. Das Bild, das hier von Webvideos geschaffen wird, ist also nicht vollkommen realistisch.

Hervorheben sollte man zum Schluss noch den angehenden Agenten Bernie, der mit seinen zwölf Jahren eigentlich noch viel zu jung für einen ernsthaften Job ist. Die Nebenfigur sticht durch seinen Mut, sein unerschütterliches Selbstbewusstsein und seine Willensstärke heraus. Er scheut sich nicht davor, Vuuugle-VloggerInnen von seinen Diensten als Agent zu überzeugen, hilft Dirk bei seinem Kampf gegen eine Phobie vor Schildkröten und verfolgt seinen Traum, Agent zu werden, unerbittlich. Trotzdem hat er stets einen schlagfertigen Spruch auf den Lippen. Bernie zeigt den Zuschauern, dass man für seine Träume kämpfen, aber vor allem bedingungslos einstehen sollte, auch wenn andere selbige als lächerlich abstempeln.

Abb. 2: Screenshot aus Bizaardvark (2016). Verleih: It's a Laugh Productions.Abb. 2: Screenshot aus Bizaardvark (2016). Verleih: It's a Laugh Productions.

Fazit

Es ist den Machern von Bizaardvark gelungen, eine neue, dem Zeitgeist entsprechende Serie zu gestalten. Kinder im Alter von sechs bis vierzehn Jahren werden zum Lachen und Entspannen eingeladen, lernen zeitgleich aber auch etwas über Selbstbewusstsein, Freundschaft und Webvideoproduktion.

Titel: Bizaardvark
Regie:
  • Name: Keendall, David
  • Name: Rosenbaum, Jon
  • Name: Holland, Savage Steve
Drehbuch:
  • Name: Bitterolf, Tracy
  • Name: Stegina, Kyle
  • Name: Brenner, Tim
  • Name: Russo, Miranda
  • Name: Lehrman, Josh
  • Name: Curtis, Michael
Erscheinungsjahr: seit 2016
Dauer (Minuten): 20-22 Minuten pro Episode
Altersempfehlung Redaktion: Unter 2 Jahre
FSK: 0 Jahre
Format: DVD/Blu-ray
Bizaardvark (Disney Channel, 2016)