Inhalt

Der Sohn bekommt einen Anruf, seine Mutter erzählt ihm, dass er nach Hause kommen müsse, der Vater liege im Sterben. William (Billy Crudup), so der Name des Angerufenen, macht sich mit seiner schwangeren Frau auf den Weg zu seinen Eltern Edward (Albert Finney) und Sandra Bloom (Jessica Lange) – wenngleich etwas widerwillig, denn das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist angespannt. Für Will ist sein Vater ein notorischer Geschichtenerzähler, der nie die Wahrheit erzählt  –  vor allem nicht über seine eigene Vergangenheit. Während sein Vater im Sterben liegt, lernt Will langsam, seinen Vater zu akzeptieren.

Ein Inhalt der auf den ersten Blick so gar nicht zum Regisseur Burton passt, der eher für skurille Geschichten als für Familiendramen bekannt ist - wären da nicht die Flashbacks im Film, in denen Edward seine Lebensgeschichte erzählt, gespickt mit Riesen, Werwölfen und diversen anderen eigentlich unglaubwürdigen Gestalten und Wendungen. Auf der Suche nach der Wahrheit ist Bloom jr. zwar nur bedingt erfolgreich, dafür findet er letztlich aber etwas viel wichtigeres heraus.

Abb. 1: Screenshot aus Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht (2003). Verleih: Columbia Pictures.Abb. 1: Screenshot aus Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht (2003). Verleih: Columbia Pictures.

Kritik

Als 'Märchenonkel' ist Burton aufgrund von Filmen wie Edward mit den Scherenhänden, Beetlejuice oder Sleepy Hollow bekannt. Etwas anderes als ein sozialkritisches, seichtes Märchen wurde wohl auch in Hinblick auf Big Fish nicht erwartet – aber falsch gedacht: Tim Burton verarbeitet in dem Film sein eigenes Verhältnis zu seinem Vater. "Mein Vater war kurz zuvor gestorben. Wir waren einander nie sehr nahe und die Gefühle, die ich nach seinem Tod hatte, überraschten mich. Ich denke nicht, dass ich den Film ohne diese persönlichen Erfahrungen hätte machen können", erklärte der Regisseur nach der Premiere von Big Fish.

Die schwierige Vater-Sohn-Beziehung im Hause Burton hat den Film offensichtlich stark beeinflusst. Das von Edward Bloom erzählte Märchen wird immer wieder mit der tragischen Realität konfrontiert und der Zuschauer aus der heilen Welt des jungen Edward herausgerissen. Burton schafft es, sowohl die Perspektive des Vaters als auch die des Sohns verständlich zu machen.

Reizvoll für die Zuschauenden ist es sicherlich, die wahre Geschichte des Edward Bloom zu erfahren. Doch die Phantasmen des Vaters sind zugleich so liebevoll und detailgetreu geschildert, dass sie einen in den Bann ziehen.

Burton beweist auch bei der Auswahl der Schauspieler ein glückliches Händchen: Der enttäuschte, rationale Sohn wird von Billy Crudup dargestellt, der bereits in Filmen wie Almost Famous und Sleepers eine eher nachdenkliche Figur verkörpert. Albert Finney (Traffic, Erin Brokovich) mimt den notorischen Märchenerzähler Edward, der in keiner Situation verloren oder gar verzweifelt gespielt wird – ebenso wie der Alleskönner Jung-Edward, der bravourös von Charakterdarsteller Ewan McGregor (Trainspotting, Star Wars) verkörpert wird.

Abb. 2: Screenshot aus Big Fish  – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht (2003). Verleih: Columbia Pictures.Abb. 2: Screenshot aus Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht (2003). Verleih: Columbia Pictures.

Fazit

Das alles macht Big Fish zu einem filmischen Highlight, das die Zuschauenden immer wieder zwischen Tragödie und Märchen hin- und herwechseln lässt. Dieser kontinuierliche Sprung zwischen den Genres erwischt den Zuschauer und die Zuschauerin immer wieder unerwartet und macht das Filmerlebnis umso intensiver und emotionaler. Und so schafft Burton das, was Edward Bloom nicht schaffen konnte – erwachsen werden.

Titel: Big Fish – Der Zauberer, der ein Leben zur Legende macht
Regie:
  • Name: Burton, Tim
Drehbuch:
  • Name: August, John
Erscheinungsjahr: 2003
Dauer (Minuten): 120
Altersempfehlung Redaktion: 10 Jahre
FSK: 6 Jahre
Format: DVD/Blu-ray
Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht (Tim Burton, 2003)