Inhalt

Durch Zufall geraten Tim, Karl, Klößchen und Gaby in der ersten Folge von TKKG junior auf die Spur einer Einbrecherbande, die Gabys Vater, Kommissar Glockner, bereits seit einigen Wochen dingfest machen will. Die vier Freundinnen und Freunde beschließen, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Als die TKKG-Bande sich zu einer Übernachtungsparty in der Villa von Klößchens Eltern trifft, bricht die Diebesbande zum Erschrecken der vier jungen Detektivinnen und Detektive durch ein Kellerfenster dort ein, während die Eltern noch unterwegs sind. Da die Handys im Haus keinen Empfang haben, müssen die vier auf die Terrasse, um von dort aus die Polizei zu verständigen.

Kritik

Beim Vergleich der ersten Folge von TKKG junior mit der ersten TKKG-Folge von 1981 (Die Jagd nach den Millionendieben) fällt auf, dass das Grundthema sehr ähnlich ist: In beiden Folgen ist die TKKG-Bande einer Gruppe von Einbrecherinnen und Einbrechern auf der Spur und in beiden Folgen kommt es am selben Schauplatz, der Villa von Klößchens Eltern, zum Showdown.

Die Darstellung der Ermittlungstaktik ist allerdings sehr unterschiedlich: In der ersten TKKG-Folge fasst Tim, damals noch unter dem Spitznamen "Tarzan", zum Beispiel den Verdacht, dass eine Einbrecherbande es auf die Villa von Klößchens Eltern abgesehen habe. In dieser Situation postuliert er: "So ist es. So und nicht anders". Und tatsächlich kommt es so, wie er es hat kommen sehen, die TKKG-Bande kann den Einbrecherinnen und Einbrechern eine Falle stellen, ohne dass reflektiert würde, dass es sich lediglich um einen Kombinationsvorgang handelt.

In der ersten Folge von TKKG junior erfolgt die Ermittlungsarbeit deutlich transparenter. Ganz klar achten die jungen Detektive hier auf die Unschuldsvermutung und beugen vorschnellen Verurteilungen vor:

Tim: Was haben wir? Zwei komische Typen, die höchstwahrscheinlich keine weiße Weste haben. Also kriminell sind.
Gaby: Solange das aber nicht bewiesen ist, haben wir nur einen Verdacht… (III/00:17)

Anders als in der ersten TKKG-Folge ist das Aufeinandertreffen mit den Einbrecherinnen und Einbrechern in der ersten Folge von TKKG junior auch nicht geplant: Die vier treffen sich gemeinsam mit Gabys jungem Hund Oskar bei Klößchen, dessen Eltern in ein edles Restaurant aufbrechen. Nachdem Klößchens Eltern die vier Kinder allein gelassen haben, klingelt mehrfach das Telefon. Klößchen ignoriert das Klingeln in der Annahme, es handele sich um seine Eltern, die auch auf die Mailbox sprechen können. Erst nachdem die vier jungen Detektivinnen und Detektive weiter über den Fall nachgedacht haben und das Telefon bereits zum wiederholten Mal klingelt, fragt der Erzähler:

Klingelte vielleicht deshalb bei Sauerlichs ununterbrochen das Telefon, weil die Gangster rausfinden wollten, ob auch wirklich niemand zu Hause war und sie freie Bahn für einen Einbruch hatten? Vielleicht war alles aber auch nur blinder Alarm! (VII/02:45)

Selbst die Erzählerkommentare behaupten damit keine absolute Gewissheit ihrer Angaben, sondern reflektieren den Prozess der Erkenntnisgewinnung. Durch diese Darstellungsweise wird der jungen Zielgruppe vor Augen geführt, dass die Verdächtigungen nicht auf oberflächlichem Anschein basieren.

Eine weitere angenehme Veränderung zur Ursprungsserie stellt dar, dass in TKKG junior keine Klischees in Bezug auf die Ausgestaltung von Charakteren, die brüchiges Deutsch sprechen, bedient werden. In TKKG wurde Figuren, die nicht deutscher Abstammung sind, meist ein überspitzter Dialekt angedichtet, was zum Teil ins geradezu Groteske ging, etwa wenn ein chinesischer Restaurantbesitzer in Todesgruß vom gelben Drachen (TKKG-Folge 56) mit chinesischem Akzent spricht und anstelle von R ein L artikuliert, der Sprecher das aber teilweise innerhalb eines Satzes nicht konsequent durchhält. In den ersten sechs Folgen von TKKG junior hingegen treten keinerlei Figuren auf, die mit Akzent sprechen.

In diesem Zusammenhang ist auch zu betonen, dass der Rassismus aus den frühen TKKG-Hörspielen, demzufolge, wie Baeck und Beek (2007, 70) herausarbeiten,

südländisches Aussehen, slawischer Akzent oder eine Hakennase den vier Bandenmitgliedern als hinreichender Anhaltspunkt genügen, einen Menschen nach kurzem Augenschein als verdächtig einzustufen und sich diese Person am Ende auch ausnahmslos immer als schuldig erweist,

in TKKG junior keinen Platz findet. Verdächtig wirkende Figuren können sich hier durchaus als unschuldig erweisen (z.B. TKKG junior, Folge 5, Die Dino-Diebe), es gibt keine oberflächlichen und wertenden Beschreibungen des Äußeren und die Verbrecherinnen und Verbrecher sind anders als bei TKKG nicht durch und durch böse, sondern handeln zum Teil falsch, aber aus nachvollziehbaren Motiven, sodass die TKKG-Bande schließlich Mitleid mit ihnen hat (z.B. in TKKG junior, Folge 2, Vorsicht: Bissig!).

Die Sprecherinnen und Sprecher der Hauptfiguren weichen von denen der Originalserie ab. Während die originalen TKKG-Sprecherinnen und Sprecher seit der ersten Folge stimmlich altern, aber immer noch Kinder darstellen sollen, sind die Sprecherinnen und Sprecher von TKKG junior bereits ab der ersten Folge Erwachsene im Alter von 20 (Gaby, die allerdings eine sehr junge Sprechstimme hat) bis 37 Jahren (Klößchen), was insofern überrascht, als die Charaktere ja Fünftklässler sein sollen. Hier entstehen groteske Situationen, wenn die erwachsenen Stimmen Zeuginnen und Zeugen befragen, von denen sie aufgrund ihres Alters nicht ernst genommen werden.

Im ersten Moment gewöhnungsbedürftig ist die Anfangsmusik des Spinn-Off, ein gerapptes Lied aus der Feder von Matthias Kloppe, in dem die TKKG-Bande vorgestellt wird. Bei mehrmaligem Hören hat dieses einminütige Lied allerdings einen großen Wiedererkennungswert.

Auf frischer Tat ertappt beginnt damit, dass Gaby gerade den Schuppen im Garten ihrer Eltern aufräumt, der als Geheimversteck des Detektivclubs dient, und auf ihre Freunde wartet. Im Spin-Off gebührt also Gaby die erste Minute der Hörspielreihe. Sie ist in TKKG junior mehr als nur dekoratives weibliches Anhängsel und bringt die Ermittlungen immer wieder voran. Als Tochter des Kriminalkommissars Glockner verfügt sie über einen Vorsprung an kriminologischem Wissen und kann den anderen mehrfach bildliche Redeweisen wie "schwere Jungs" oder "er hat gesessen" erläutern. Sie wird anders als beim Original auch nicht ausgeschlossen, sobald es spannend wird, und hat mehrmals zündende Ideen.

Insgesamt werden die Eigenheiten der Figuren deutlich wertschätzender behandelt als in TKKG. Klößchen isst z.B. zwar auch hier ständig Schokolade, doch kommentiert er selbst sein Übergewicht mit einem Augenzwinkern (Knistern des Schokoladenpapiers, Klößchen spricht mit vollem Mund: "Also, ein schwerer Junge bin ich auch", III/0:43) und wird von den anderen auch nur im frotzelnden Sinne mit seinem Gewicht konfrontiert.

Der Bezug auf eine jüngere Zielgruppe macht sich in TKKG junior dadurch bemerkbar, dass immer wieder vermeintlich unbekannte Wörter wie "Parole", "Indizien" oder "Verdacht" erklärt werden, ohne dass dadurch der Handlungsfluss gestört würde. Darüber hinaus werden die Schlussfolgerungen oft sehr kleinschrittig erklärt, was einerseits die Kombinationsvorgänge verdeutlicht, andererseits aber die Handlung zum Teil etwas ausbremst. Die Musik bringt Dynamik in die Erzählung und erzeugt passende Stimmungen, wirkt aber nie einschüchternd in einem gruseligen Sinne.

Fazit

Das neue Spin-Off für die jüngere Zielgruppe entstand "nach Motiven von Stefan Wolf". Dem Autor und Regisseur der Reihe, Frank Gustavus, gelingt es mit viel Liebe zum Detail, die jungen Charaktere dabei zu schildern, wie sie sich immer besser kennenlernen. Die erste Folge verspricht eine mit Leichtigkeit erzählte, kurzweilige und spannende Geschichte, die sich humorvoll entwickelt und dadurch immer kindgerecht bleibt. Besonders angenehm ist, dass die Stereotypenbildung der frühen TKKG-Folgen hier nicht vorkommt. Vollständige Geschlechtergerechtigkeit wird insbesondere in Hinblick auf die Berufe der Eltern nicht erreicht, aber klar erkennbar ist Gaby hier weder ausgeschlossen, wenn es gefährlich wird, noch wird sie ausschließlich auf ihre Schönheit reduziert. Auch die weiteren Folgen des Spin-Offs halten, was diese erste Folge verspricht: Spaß, Spannung, keine Stereotype und eine ansprechende Vertonung der Umgebungsgeräusche. Der jungen Zielgruppe ist geschuldet, dass einige Kombinationsvorgänge immer wieder zusammengefasst werden, was die Transparenz erhöht und die Handlung für die Zielgruppe von 5 bis 8 Jahren nachvollziehbar macht.

Literatur

  • Baeck, Jean-Phillip / Beeck, Volker: Mit Judo gegen Wodka Bruno, Miethai Zinse und Dr. Mubase. TKKG – ein postnazistischer Jugendkrimi. In: Deutschlandwunder. Wunsch und Wahn in der postnazistischen Kultur. Hg. v. krittkritik. Mainz: Ventil, 2007, S. 70-87.
  • Bernhardt, Sebastian: Detektion und moralische Wertungen in TKKG und Die drei ???. Perspektiven für den Literaturunterricht in der Sek. I. In: "Fortsetzung folgt…". Kinder- und jugendliterarische (Buch-)Serien im Deutschunterricht. Hg. v. Ina Brendel-Perpina und Anna Kretzschmar. (In Vorbereitung)
  • Münschke, Frank: "Dass die frei herumlaufen dürfen". Norm und Normabweichungen in "TKKG"-Hörspielen. In: Von "Bibi Blocksberg" bis "TKKG". Kinderhörspiele aus gesellschafts- und kulturwissenschaftlicher Perspektive. Hg. v. Oliver Emde, Lukas Möller und Andreas Wicke. Opladen/Berlin/Toronto: Budrich, 2016. S. 82-93.
Titel: TKKG junior. Auf frischer Tat ertappt
Regie:
  • Name: Frank Gustavus
Autor/Bearbeitung:
  • Name: Frank Gustavus
Sprechende: Peter Kaempfe (Erzähler), Sebastian Fitzner (Tim), Felix Strüven (Karl), Julian Greis (Klößchen), Liza Ohm (Gaby), Kerstin Draeger (Elisabeth Vierstein), Frank Jordan (Albert Vierstein), Janis Zaurins (Freddy), Kai Henrik Möller (Hermann Sauerlich), Dagmar Dreke (Erna Sauerlich), Volker Hanisch (Dr. Freund), Michael Biddeler (Kommissar Glockner), Erik Schäffler (Mucki Strassner), Stefan Brönneke (Wolle Grambek), Jens Wendland (Kellner), Nadine Schreier (Polizist 1), Robert Kotulla (Polizist 2), Wolfgang Riehm (Polizist 3)
Produktion: EUROPA
Erscheinungsjahr: 2018
Dauer (Minuten): 45 Minuten
Preis: 8,89 €
Altersempfehlung Redaktion: 5 Jahre
TKKG junior – Auf frischer Tat ertappt (Hörspielserie, Folge 1)