Inhalt 

Die 5. Sinfonie, die Mondscheinsonate oder Für Elise, aber auch weniger bekannte Stücke wie The Elfin Fairies oder das Geistertrio stehen auf dem Programm dieses Sachhörbuchs. Marko Simsa tritt dabei als Moderator auf und bietet Einblicke in Ludwig van Beethovens Schaffen, neben historischen und biografischen Fakten steuert er auch Informationen zur Musik bei. In dieser Produktion geht es in erster Linie um das Hören von Musik und das Kennenlernen der verschiedenen Werke aus unterschiedlichen Gattungen. Der Begriff 'Hits' bezieht sich hier nicht nur auf die bekanntesten Stücke aus Beethovens Œuvre, sondern auch auf solche, die – beispielsweise über programmatische Titel – besonders anschaulich sind und dadurch Anknüpfungspunkte für die kindlichen Rezipientinnen und Rezipienten bieten.

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Kritik

Kinder für klassische Musik zu begeistern, ist seit über dreißig Jahren das Anliegen Marko Simsas. In Konzertprogrammen, Bilderbüchern und CD-Produktionen stellt er den jungen Hörerinnen und Hörern Komponisten wie Bach und Mozart, darüber hinaus Stücke wie Der Karneval der Tiere oder Die Zauberflöte vor. Auch mit Ludwig van Beethoven hat sich Simsa in seinen Produktionen wiederholt beschäftigt. Während in Herr Beethoven macht Musik die Stücke in eine Tiergeschichte eingebettet werden, in der der Löwe Ludwig mit den unterschiedlichen Tieren Musik macht, sucht Simsa in Beethoven für Kinder. Königsfloh und Tastenzauber gemeinsam mit seiner Nichte Laura nach dem Lieblingsstück aus der Feder des Komponisten. Den genannten Bilderbüchern ist eine CD beigelegt, auf der die Geschichte vorgelesen wird und Beethovens Musik zu hören ist. Beethoven-Hits für Kinder stellt die Musik in den Vordergrund und Marko Simsa moderiert die "große[] Reise durch die klingende Welt von Ludwig van Beethoven" (XXXV/00:07).

Diese Reise findet auf zwei Ebenen statt: Zum einen durch den Erzähler Marko Simsa und zum anderen durch die Musik selbst. Die Ebene der Moderation erfüllt mehrere Funktionen: Sie informiert über biografische Fakten aus Beethovens Leben, erklärt einfache Fachbegriffe der Musiktheorie und -praxis, beispielsweise die Bedeutung der Begriffe 'Kammermusik' oder 'Orchester'. Außerdem werden die einzelnen Werke erläutert, so unternimmt Simsa etwa einen kurzen Ausflug in die Handlung der Oper Fidelio. Allerdings geht das Charakteristische einer Oper verloren, wenn kein vokaler Teil, eine Arie oder Ensembleszene, sondern lediglich ein Instrumentalstück, die Ouvertüre, gespielt wird.

Die Musik kommt in dieser Produktion keinesfalls zu kurz und macht den größten Teil aus. Es entsteht dadurch die Möglichkeit, nicht nur historische oder musikalische Fakten aufzunehmen, sondern Beethoven vor allem klingend zu erfahren. Die CD beginnt mit einem der bekanntesten Stücke Beethovens, dem 1. Satz der 5. Sinfonie. Dieses Werk kann als eine Art opener verstanden werden. Die Anordnung der nachfolgenden Stücke nimmt keine Rücksicht auf die Chronologie der Entstehung, schafft es aber, die Spannung zwischen bekannten und eher unbekannten Stücken aufrechtzuerhalten

"Ludwig van Beethoven kam im Jahr 1770, also vor 250 Jahren, in der deutschen Stadt Bonn zur Welt" (III/00:22), "Fast alle Komponisten schreiben auch sehr gern sogenannte Kammermusik" (XIV/00:08), "Ja, da staunen viele Menschen, wenn sie hören, dass Beethoven auch Musik für irische Lieder komponiert hat" (XXI/00:00). Dies sind nur einige Auszüge aus der Produktion, sie stehen aber exemplarisch für verschiedene thematische Horizonte. Marko Simsa erläutert biographische Fakten, bietet Werkkunde, erzählt aber auch interessante Begebenheiten und Anekdoten aus dem Umfeld der jeweiligen Musikstücke. So findet eine Vermischung aus den eben genannten Themenbereichen sowie aus der Musiktheorie oder Instrumentenkunde statt. Im Bereich der Werkkunde geht Simsa beispielsweise auf die Gattungen Sinfonie, Klavierkonzert, Lied, Sonate oder Oper ein, bietet also eine große Bandbreite an durchgehend knapp gehaltenen Informationen sowie die entsprechende Musik.

Auch spricht er über Beethovens Handicap, die Taubheit in späteren Lebensjahren und die damit verbundenen Schwierigkeiten beim Musizieren und Komponieren.

Schon in der Mitte seines Lebens bekam Beethoven ein Hörleiden, das mit den Jahren immer schlimmer wurde. In seinen letzten Lebensjahren war er sogar völlig gehörlos. Für mich ist es unvorstellbar, dass er trotzdem noch im Stande war solch wundervolle Musik zu komponieren (XXIX/00:10).

Unterhaltung steht in dieser Produktion im Vordergrund, während Momente der Belehrung eher behutsam transportiert werden. So heißt es über Beethovens Romanze: "Und klar, da es eine Romanze ist, klingt diese Melodie auch wirklich sehr romantisch, finde ich" (XII/00:13). Hinweise, die auf Besonderheiten der jeweiligen Kompositionen aufmerksam machen oder das genaue Zuhören fördern, finden sich seltener. Ein Beispiel ist das Bild, mit dem Marko Simsa das Abwechseln der Instrumente in Beethovens Sonate für Horn und Klavier beschreibt: "Für mich klingt es irgendwie, als würden Horn und Klavier eine sehr angeregte Unterhaltung führen, und beide haben dabei sehr wichtige Dinge zu erzählen" (XIV/00:59).

Solche Hinweise, die das Hören steuern und auf interessante Aspekte der jeweiligen Komposition aufmerksam machen, könnte man sich häufiger vorstellen. Allerdings wehrt sich Marko Simsa auf seiner Homepage explizit gegen Belehrung: "Ich will mein Publikum mit spannenden und humorvollen Konzerten im besten Sinn des Wortes unterhalten. Wichtig ist mir, Kinder in ihrer Erfahrungswelt abzuholen und nicht zu belehren. Und ich will neugierig machen auf mehr Musik und eine Auseinandersetzung mit Kultur. Im günstigsten Fall auf eigene künstlerische Betätigung".

Marko Simsas Moderation hält einige spannende und wissenswerte Informationen bereit, die durch seine äußerst verständliche Sprache auch aufgenommen werden können. Die Art des Erzählens lässt sich dabei jedoch als recht eigen beschreiben. Die Stimme, mit der er seine Moderationen spricht, wirkt stark überbetont. Was wohl eine besondere Deutlichkeit bewirken soll, führt bisweilen dazu, dass der Textfluss unangenehm zerrissen wird. Vielleicht wäre es ratsam, die Texte von einer professionellen Sprecherin oder einem professionellen Sprecher lesen zu lassen.

Auf musikalischer Ebene hingegen kann die Hörerin und der Hörer von dieser Produktion erstklassig eingespielte Musikstücke, häufig sogar in voller Länge, erwarten. Dadurch wird die Chance geschaffen, sich mit einzelnen Stücken in ihrer Gesamtheit als Werk hörend auseinanderzusetzen. Dies ist gerade bei klassischer Musik, aufgrund ihrer eigenen Beschaffenheit in Abgrenzung zu heutigen Genres, besonders wichtig.

Die Auswahl der Stücke kann als buntes Potpourri aus Klaviermusik, Kammermusik und Liedern bis zur Orchestermusik verstanden werden. Hierbei wird die Produktion dem Namen Beethoven-Hits gerecht und die Auswahl der Stücke gibt ein umfassendes Abbild von Beethovens kompositorischen Schaffen.

Fazit

Bestimmt wirst du seiner Musik in deinem Leben noch oft begegnen. Manchmal wirst du dir dann denken: 'Ah, dieses Stück kenne ich schon'. Oft aber wird es auch Musik sein, die neu für dich ist. Naja, vielleicht wirst du dann aber beim Hören so ein Gefühl verspüren und dir denken: 'Ah, das klingt wie Musik vom großen Komponisten Ludwig van Beethoven'. (XXXVII/01:07)

Simsa definiert hier klar seine Erwartungen an die eigene Produktion. In erster Linie soll sie unterhalten und einen ersten Höreindruck vermitteln, sozusagen als Einstiegsmedium fungieren. Unter keinen Umständen soll hier eine belehrende Wirkung erzielt werden, aus diesem Grund bleiben die Erläuterungen zu den Hörbeispielen aber an der Oberfläche. Es finden sich zwar beschreibende Höreindrücke, diese gehen jedoch kaum auf musikalische Parameter wie Tempo, Rhythmus, Melodie, Klang u.v.m. ein. Wünschenswert wären in diesem Zusammenhang vielleicht weniger Beispiele und mehr vergleichende oder begründende Beschreibungen.

Als gelungenes Beispiel lässt sich hier der Vergleich zwischen dem Türkischen Marsch von Mozart und jenem Beethovens nennen:

und auch, dass es von ihm einen Türkischen Marsch gibt, wissen nicht viele. Die meisten kennen einen Marsch von Wolfgang Amadeus Mozart. Den hast ja vielleicht auch du schon einmal gehört. Hier kommen ein paar Takte (XXI/00:09).

Darüber hinaus würde die Chance entstehen, dass durch eine gezielte Aufbereitung, in Form von Vergleichen bestimmter Musikauszüge, dem Publikum ein tieferes Verständnis spezifischer Mechanismen klassischer Musik eröffnet werden könnte. Solch ein Verfahren versteht sich keineswegs als Belehrung, sondern als Chance, den musikalischen Horizont zu erweitern.

Insgesamt entwirft die Produktion aber ein schlüssiges Bild und bietet einen ersten Einstieg in die Welt von Beethoven und seiner Musik für Kinder im Grundschulalter. Durch die Erwähnung unbekannterer Werke können aber auch die erwachsenen Mithörerinnen und Mithörer Neues und Interessantes erfahren.

 

Titel: Beethoven-Hits für Kinder
Autor/Bearbeitung:
  • Name: Marko Simsa
Sprechende: Marko Simsa
Produktion: Jumbo
Erscheinungsjahr: 2020
Dauer (Minuten): 71 Minuten
Preis: 13,00 €
Altersempfehlung Redaktion: 5 Jahre
Simsa, Marko: Beethoven-Hits für Kinder (Sachhörbuch)