Biographie

Erich Emil Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren, wo er trotz der ärmlichen Verhältnisse seiner Eltern eine sehr glückliche Kindheit verlebte. Er hatte eine sehr enge Beziehung zu seiner Mutter Ida Augustin, die all ihre Kraft darauf verwandte, ihm eine gute Bildung zu ermöglichen. Sie ging auch oft ins Theater mit dem kleinen Erich, der seitdem davon fasziniert war und später versuchen sollte, sich als Theaterautor zu etablieren.

Ab 1906 besuchte Kästner die Volksschule in Dresden. Da er schon früh den Wunsch hatte, Lehrer zu werden, trat er mit vierzehn Jahren in das Freiherrlich Fletscher'sche Lehrer-Seminar in Dresden ein. In diesem Internat war er ein sehr guter Schüler, unterwarf sich jedoch nie der Erziehung zum blinden Gehorsam durch die Lehrer (vgl. Hanuschek 2004, S.21), wodurch er oft in Schwierigkeiten kam. Als er feststellte, dass der Lehrerberuf ihm nicht lag, kam ihm 1917 der Einberufungsbefehl gerade recht. Während seiner Militärausbildung musste er mit einem schweren Herzleiden ins Lazarett, von dem er sich nie ganz erholen sollte. Dieses Herzleiden wird auf die sadistischen Ausbildungsmethoden seines Vorgesetzten Sergeant Waurich zurückgeführt (vgl. Hanuschek 2004, S. 24).

1919 ging Kästner zunächst auf das König-Georg-Gymnasium, wo er Mitarbeiter der Schülerzeitung wurde, und bestand dort im selben Jahr sein Abitur, wofür er das "Goldene Stipendium der Stadt Dresden" bekam. Damit konnte er nach Leipzig gehen und an der Leipziger Universität Germanistik, Theatergeschichte, Philosophie und Geschichte studieren, außerdem besuchte er Vorlesungen zur französischen Literaturgeschichte. Im selben Jahr veröffentlichte er erste Gedichte in einer Theaterzeitschrift.

Noch während seines Studiums wurde Erich Kästner 1922 Mitarbeiter der "Neuen Leipziger Zeitung", an die er zuvor einen satirischen Artikel über die damalige Geldentwertung mit dem Titel Max und sein Frack geschickt hatte. Bald schrieb er für weitere Zeitungen und Zeitschriften. Bei seiner Arbeit lernte Kästner Erich Ohser kennen, der viele seiner Gedichte illustrierte. Erich Ohser ist heute vor allem für seine Vater-Sohn-Bildgeschichten bekannt.

1925 bestand Kästner sein Doktorexamen - seine Doktorarbeit "Die Erwiderungen auf Friedrichs des Großen Schrift De la Littérature Allemande: ein Beitrag zur Charakterisierung der deutschen Geistigkeit um 1780" wurde jedoch erst 1972 unter dem Titel Friedrich der Große und die deutsche Literatur veröffentlicht.

Der "große Erich" (Erich Ohser) und der "kleine Erich" (Erich Kästner) gingen 1927 gemeinsam nach Berlin, nachdem beiden aufgrund eines Skandals um Kästners Gedicht Abendlied (mit Illustrationen von Ohser) bei der "Neuen Leipziger Zeitung" gekündigt worden war. Das erotische Gedicht war den konservativen Kreisen Leipzigs zu gewagt gewesen.

In Berlin arbeitete Kästner weiter als Theaterkritiker und freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen, bis ihm die Leiterin des Kinderbuchverlags "Williams & Co" Edith Jacobsohn vorschlug, ein Kinderbuch zu schreiben (so wurde es zumindest von Kästner geschildert, er hatte jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits für Jugendzeitschriften geschrieben und ein Märchenstück in der Schublade). Kästner nahm diese Idee auf und veröffentlichte 1928 Emil und die Detektive mit Illustrationen von Walter Trier, der noch viele Kinderbücher von Kästner illustrieren sollte. Das Kinderbuch wurde ein großer Erfolg, aber Kästner war im selben Jahr auch als Lyriker mit seinem Gedichtband Herz auf Taille erfolgreich. Bereits kurze Zeit später lag eine Bühnenfassung von Emil und die Detektive und ein Drehbuch zu einer Filmadaption des Kinderromans vor. 1931 kam die Filmadaption unter der Regie von Gerhard Lamprecht in die Kinos und verzeichnete ebenso großen Erfolg wie die Romanvorlage: "Gerhard Lamprechts Emil und die Detektive von 1931 gilt bis heute nicht nur als eine der besten Verfilmungen eines Kästner-Buches, sondern auch als einer der bedeutendsten Filme der frühen Tonfilmzeit." (Wild 2008, S. 247)

Das Drehbuch zu Kästners erstem Film durchlief allerdings eine komplizierte Entstehungsgeschichte: Den ersten Entwurf schuf Kästner mit Emeric Pressburger. Dieser Entwurf wurde von einem anderen Team umgearbeitet. Da die Änderungen Kästner nicht gefielen, wurde die endgültige Ausarbeitung Billy Wilder übertragen. Über diesen letzten Entwurf Wilders stritten Kästner und Wilder ebenfalls, schließlich konnte Kästner noch einige Änderungen forcieren. Genaueres ist nachzulesen in Ingo Tornows Erich Kästner und der Film (Tornow 1998).

Kästners erster Roman für Erwachsene Fabian. Die Geschichte eines Moralisten (1931) ist eine Satire auf die Gesellschaft. Fabian war einer der größten Erfolge Kästners und brachte ihm die Anerkennung vieler zeitgenössischer Literaten wie Hans Fallada, Heinrich Mann und Hermann Hesse. Dieser Roman sollte sein bedeutendstes Werk für Erwachsene bleiben.

Während Kästner an Pünktchen und Anton arbeitete, veröffentlichten er und Walter Trier 1930 zwei Bilderbücher: Arthur mit dem langen Arm und Das verhexte Telefon. 1931 publizierte Kästner auch seinen zweiten Kinderroman: Pünktchen und Anton und bald darauf Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee (1932).

Nach dem Schulroman Das fliegende Klassenzimmer (1933) wurde Erich Kästner mit einem Publikationsverbot belegt und durfte nur noch im Ausland (Schweiz) publizieren. In Deutschland kamen seine Bücher – zunächst außer Emil, der 1935 verboten wurde – auf die schwarze Liste und Kästner wurde Zeuge der Bücherverbrennung in Berlin, bei der auch seine Bücher in den Flammen landeten. Kästner gehörte mit seinen zeitkritischen Gedichten und seinem Roman Fabian zu den Gegnern der Nationalsozialisten, sodass er als einer der ersten Autoren verboten wurde.

Unter Pseudonymen schrieb er zunächst weiter, fasste dann für kurze Zeit Fuß bei der UFA als Drehbuchautor, was ihm ebenso verboten wurde. In dieser Zeit schrieb er unter anderen das Drehbuch zu Münchhausen (Josef von Baky, 1942). Obwohl Kästner die Möglichkeit hatte, aus Deutschland zu fliehen, emigrierte er nicht und wurde mehrmals verhaftet und verhört. Er wollte seine Eltern nicht zurücklassen und hatte außerdem vor, als Augenzeuge zu bleiben und ein geheimes politisches Tagebuch zu führen. Nach dem Krieg sollte er lange mit Verdächtigungen zu kämpfen haben, warum er geblieben war.

Obwohl Kästner völliges Schreibverbot hatte, veröffentlichte er 1933-45 folgende Werke im Ausland: Emil und die drei Zwillinge (1935) – die Fortsetzung von Emil und die Detektive – , die Unterhaltungsromane für Erwachsene Drei Männer im Schnee (1934), Die verschwundene Miniatur (1936) und Der kleine Grenzverkehr zunächst unter dem Titel Georg und die Zwischenfälle (1938), die Nacherzählung für Kinder Till Eulenspiegel (1938) und die Gedichtsammlung Dr. Erich Kästners Lyrische Hausapotheke (1936). (vgl. Hanuschek 2004, S. 71)

Nach dem Krieg zog Kästner nach München und wurde zunächst Feuilletonchef der "Neuen Zeitung". Nebenbei schrieb er für das Kabarett "Die Schaubude". 1946-48 war er Herausgeber der "aufklärerisch-demokratischen" (Wild 2008, S. 322) Jugend-Zeitschrift "Pinguin", die er als pädagogisches Programm nutzte, um "Kindern und Jugendlichen an anschaulichen Beispielen aus der Geschichte der Menschheit [...] vor Augen zu führen, wie die Fehler der Vergangenheit entstanden sind und wie es sich [...] vermeiden ließe, sie zu wiederholen." (Görtz, Sarkowicz 2003, S. 305) Auf diese Weise wollte er an die Kinder herantreten gemäß seiner Maxime im ersten Leitartikel: "Wir wollen Deutschland neu aufbauen und bei unserem Charakter beginnen!" (vgl. Schikorsky 1998, S. 125)

1947 wurde Kästner zum Präsidenten des westdeutschen PEN-Zentrums gewählt und blieb es 10 Jahre lang. Er galt längst als anerkannte Autorität im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur, obwohl Kästner mit den Werken, die er nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb, nicht mehr an die ersten Erfolge anknüpfen konnte und auch den erträumten Durchbruch als Theaterautor nicht schaffte: sein Stück "Die Schule der Diktatoren" (1957) wurde nur ein Achtungserfolg. Mit seinen Kinderbüchern war Kästner jedoch weiterhin sehr erfolgreich.

1949 wurden die märchenhafte Tierparabel Die Konferenz der Tiere und der Problemroman Das doppelte Lottchen veröffentlicht, der zum "ersten deutschen Jugendbestseller nach 1945" (Schikorsky 1998, S. 128f) wurde. Die Geschichte der Zwillingsschwestern lag als Drehbuch schon längst in Kästners Schublade, sodass bereits ein Jahr später die Filmadaption mit den Zwillingen Isa und Jutta Günther unter der Regie von Josef von Baky in die Kinos kam. Für das Drehbuch erhielt Kästner 1951 den Deutschen Filmpreis.

In den fünfziger Jahren erschienen weitere Nacherzählungen von volkstümlichen Stoffen: Der gestiefelte Kater (1950), Münchhausen (1951), Die Schildbürger (1954), Don Quichotte (1956) und Gullivers Reisen (1961), die von Horst Lemke illustriert wurden (vgl. Schikorsky 1998, S. 131).

Außerdem schrieb Kästner weiterhin Drehbücher und schuf die deutsche Synchronisationsfassung zu dem amerikanischen Film All about Eve (1950) von Joseph L. Mankiewicz, "einem der bedeutendsten Filme über Hollywood" (Hanuschek 2004, S. 2004).

Als ich ein kleiner Junge war (1957) ist eine Autobiographie gleichermaßen für Kinder und Erwachsene – Kästner schildert darin seine Kindheitserinnerungen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs und zeichnet gleichzeitig ein historisches Porträt des alltäglichen Lebens im Deutschen Kaiserreich.

Erich Kästner hatte mit einer seiner Lebensgefährtinnen (Friedhilde Siebert) einen Sohn, der später seinen Namen annahm und sich Thomas Kästner nannte. Aus den Gutenachtgeschichten für Thomas entstanden Kästners letzte Kinderbücher Der kleine Mann (1963) und Der kleine Mann und die kleine Miss (1967), die ebenfalls von Horst Lemke illustriert wurden.

1961 wurde bei Kästner Tuberkulose festgestellt, was ihn zu mehreren Sanatoriumsaufenthalten in Agra zwang. Sein großer Alkohol- und Zigarettenkonsum wurde zwar von den Ärzten verboten, Kästner blieb jedoch bei seinen Gewohnheiten. Als er sich 1973 nach einer Grippe nicht erholen konnte und über Schluckbeschwerden klagte, wurde Speiseröhrenkrebs diagnostiziert. Kurze Zeit später starb Kästner am 29. Juli 1974 und wurde in München bestattet.

Werk

Seit den späten zwanziger Jahren sind alle Generationen mit Emil und die Detektive, dem Doppelten Lottchen, Pünktchen und Anton und dem Fliegenden Klassenzimmer aufgewachsen, wenn nicht mit den Büchern, dann mit einer der zahllosen Hör- oder Filmversionen. (Hanuschek 2004, S.7)

Obwohl Erich Kästner auch Romancier, Lyriker, Journalist und Drehbuchautor war, ist er weltweit am besten als Kinderbuchautor bekannt – es sind seine Kinderbücher, die ihm Ruhm gebracht haben und die als erste mit seinem Namen assoziiert werden.

Der ungemein große Erfolg, den Kästner bereits mit seinem ersten Kinderbuch Emil und die Detektive verzeichnete, lässt sich teilweise damit erklären, dass er seine Geschichten nicht in fernen Ländern ansiedelte, sondern in die bekannte Umgebung der Kinder einbettete und Großstädte wie Berlin zum Schauplatz machte: "Viele Werke Erich Kästners in dieser Zeit, von den Gedichten und dem Kinderroman Emil und die Detektive (1929) bis zu Fabian (1931), leben stark von seinem Großstadterlebnis." (Hanuschek 2004, S. 41) Durch die Darstellung der urbanen Lebenswirklichkeit werden seine Werke, allen voran Emil und Fabian, der Neuen Sachlichkeit zugeordnet. Mit Emil und die Detektive begründete Kästner außerdem den Detektiv- und Kriminalroman für Kinder (vgl. Kümmerling-Meibauer 2012, S. 57).

Emil und die Detektive gehört damit in vielerlei Hinsicht zur modernen Kinderliteratur: "Das Buch repräsentiert eine Zeit, deren Lebensgefühl vom Tempo der Großstadt bestimmt wird und in der eine ungeheure Begeisterung für Kriminalgeschichten herrscht. […] Zudem wird mit der Titelfigur ein völlig neuer Typ von Kinderbuchheld geschaffen. An die Stelle adliger Prinzen und Ritter […] tritt der Sohn kleinbürgerlich rechtschaffener Leute aus der Provinz: Emil Tischbein. Mit Klugheit und Vernunft wird er sich im Verlauf der Geschichte im gefährlichen Großstadtdschungel bewähren." (Schikorsky 1998, S. 63) Mit seinem Werk wird Erich Kästner zum bedeutendsten Modernisierer der Weimarer Kinderliteratur (vgl. Wild 2008, S. 254).

Außerdem waren Kästners Kinderbücher zu seiner Zeit auch unter anderen Gesichtspunkten bahnbrechend: Sie waren in klarer, einfacher Sprache geschrieben, banden Alltagssprache ein und waren von vielseitigem Humor geprägt. Der Erzähler mischte sich mit Kommentaren oft ins Geschehen ein und sprach die Leser direkt an. Diese Einmischung des Erzählers wird auch als "Kästnern" bezeichnet: Kästners "Erfindung der speziellen Vorworte und Kinderansprachen im Text" (Wild 2008, S. 256). Die "kästnerspezifische Ästhetik" entspringt seiner Professionalität als Schriftsteller, "mit der er sich bereits in der Weimarer literarischen Kultur als Satiriker und Gebrauchslyriker der Neuen Sachlichkeit einen Namen gemacht hatte und die er auch in seinen Kinderbüchern in Anschlag bringt: Kinderliteratur ist für ihn nicht ein Sonderfall, sondern der "Anwendungsfall" der Ästhetik" (Wild 2008, S. 256). Mit seinen Büchern wollte Kästner vor allem bestimmte Werte vermitteln: "Letztendlich ging es ihm darum, das Wertesystem, das er selbst von seiner Mutter übernommen hatte und an das er fest glaubte, den Generationen nach ihm weiterzugeben." (Görtz, Sarkowicz 1998, S.111)

Oft wird der Erfolg seiner Kinderbücher auch damit erklärt, dass die Kinder in seinen Büchern die eigentlichen Helden sind und ohne die Hilfe der Erwachsenen zurechtkommen. Dieses starke Kinderbild entspringt Kästners Überzeugung, dass Kinder bessere Menschen seien als Erwachsene und einen klaren Blick für alles hätten, "weil sie dem Guten noch nahe wie Stubennachbarn sind" (Schikorsky 1998, S. 68). "Die Kinder sind die eigentliche Zukunftshoffnung der Menschheit. In ihnen liegt das Entwicklungspotenzial und v.a. die Vernunftfähigkeit - nicht bei den Erwachsenen, die sich durch ihre notorische Unfähigkeit, in Frieden miteinander zu leben, um jeden moralischen Kredit gebracht haben." (Wild 2008, S. 320)

In seinen Kinderbüchern stellte Kästner die Welt nicht realistisch dar, sondern wie er sie sich wünschte, was oft von Kritikern übersehen wurde, die ihm wie so vielen Erfolgsautoren Realitätsflucht vorwarfen. Die häufigsten Vorwürfe betrafen das Happy-End aller Kästner-Bücher und die Idylle, die trotz auftretender Probleme in Kästners Büchern auszumachen sei. "Dem "Schulmeister" Kästner bedeutete moralische Aufklärung stets mehr als eine getreue Abbildung der Wirklichkeit. Sein Anliegen ist ein pädagogisches. Um es zu vermitteln, bedient er sich auch utopischer Elemente, die keine realen, sondern ideale Zustände abbilden, wie Kästner sie sich vorstellt und erhofft." (Schikorsky 1998, S. 70)

Mit seinen Nacherzählungen von mittelalterlichen Stoffen (Der gestiefelte Kater, Münchhausen, Die Schildbürger, Till Eulenspiegel) oder Klassikern (Gullivers Reisen, Don Quichotte) versucht Kästner den kindlichen Leser an Literatur für Erwachsene heranzuführen und ihm die großen Figuren der Weltliteratur vertraut zu machen. Hier hebt er drei Charakterzüge der Protagonisten besonders hervor: "Die Hauptfiguren verfügen alle in besonders hohem Maß über Zivilcourage, Klugheit und Humor, also über genau die Eigenschaften, die Kästner pädagogisch besonders wichtig sind." (Schikorsky 1998, S. 131) Außerdem kamen Geschichten-Sammlungen von Kästner heraus: Das Schwein beim Friseur und andere Geschichten (1962) und Die lustige Geschichtenkiste (1972).

Aus Kästners Streben nach einer besseren Alltagswirklichkeit, den Werten, die er in seinen Büchern vermittelte, und der gleichzeitig spürbaren Kritik an den gegebenen Lebensumständen seiner Zeit entstand das Kästner-Bild eines Moralisten und Zeitkritikers.

Zu betonen ist, wie gut Kästner mit den neuen Medien umgehen konnte und seine Werke stets für andere Medien adaptierte, beispielsweise für Rundfunk und Film. Er schlug sogar Walt Disney eine Adaption seiner Konferenz der Tiere vor. "Vom Beginn seiner Karriere an orientiert er sich an den Bedürfnissen des kulturellen Marktes und kümmert sich intensiv um eine optimale multimediale Verwertung seiner künstlerischen Produkte. Aus Gedichten werden Chansons und Revuen, aus Kinderbüchern Filme, Theaterstücke und Hörspiele. Elemente aus Kurzgeschichten und Zeitungsartikeln finden sich in seinen Romanen wieder, und Teile der Romane werden zu Kurzgeschichten umgearbeitet." (Schikorsky 1998, S. 73)

Erich Kästners Gesamtwerk ist sehr umfangreich, 2011 kam die (vorläufig) erste vollständige Bibliographie von Johan Zonneveld heraus. Die wichtigsten Auszeichnungen für seine Werke sind der Georg-Büchner-Preis (1957) und die Hans-Christian-Andersen-Medaille (1960). 1969 wurde Kästner zum Ehrenmitglied der Internationalen Jugendbibliothek und der Wilhelm-Busch-Gesellschaft gewählt.

Populärrezeption

Erich Kästners Kinderromane waren, angefangen mit Emil und die Detektive, alle große Erfolge, wurden in viele Sprachen übersetzt (Emil und die Detektive in über 40 Sprachen) und die bekanntesten sogar mehrmals für den Film adaptiert. Allein vom Doppelten Lottchen gibt es zehn Film- und Fernsehadaptionen. Viele dieser Adaptionen haben heute Klassikerstatus und werden noch immer im Fernsehen gesendet.

Die Bücher wurden auch für diverse andere Medien adaptiert und gehören heute zu den Klassikern der deutschen Kinder- und Jugendliteratur. Obwohl Kästners Kinderbücher spezifische soziale Lebensumstände thematisieren und seine kindlichen Protagonisten sich einer Sprache bedienen, die heute historisch sind, verzeichnen die Kinderromane bei ihrer jungen Leserschaft bis heute immer noch ungebrochenen Erfolg. Kästner gehört zu den Größen der deutschen Kinderliteratur wie Otfried Preußler oder Michael Ende. International ist er einer der bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren. Einen Überblick über die Rezeption Kästners in verschiedenen Ländern bietet der Band Erich Kästners weltweite Wirkung als Kinderschriftsteller (2002), in dem die Übersetzungen und ihre Rezeption in Schweden, Finnland, den Niederlanden, England, Frankreich, Ungarn, Polen, Tschechien, der Slowakei, Kroatien, Russland, Italien, Spanien, Griechenland, Israel, der Türkei, den USA, Australien, Indonesien, Japan und China näher beleuchtet werden.

Seit 1975 gibt es die Erich Kästner Gesellschaft, die einen Erich Kästner Literaturpreis und einen Erich Kästner Förderpreis vergibt und seit 1999 ein Erich Kästner Jahrbuch herausgibt, in das neben Forschungstexten auch bisher nicht publizierte Texte Kästners aufgenommen werden.

Wissenschaftliche Rezeption

"In der Kritik der Kinder- und Jugendliteratur haben Kästners Bücher für junge Leser von Beginn an viel Zustimmung erfahren. Gelobt werden die Bezüge zur Lebenswelt der Kinder, die modernen Themen und Motive, die spannende Handlung, die brillante sprachliche Gestaltung und der Humor. Die ausgewogene, den allgemeinen Prinzipien der Aufklärung und des Humanismus verpflichtete moralische "Botschaft" […]" (Schikorsky 1998, S. 70) Kästners Werke spielen dementsprechend eine bedeutende Rolle in der Geschichte der deutschen Kinderliteratur, er wird als Meister in diesem Bereich angesehen - man spricht von einem Kästner-Stil oder einem Kästner-Modell, wenn man spezifische Merkmale seiner erfolgreichen Kinderbücher untersucht.

Das Interesse der Literaturwissenschaft an Kästners Werk erwachte in den 80er Jahren und hält bis heute an: Allerdings galt dieses Interesse lange nur seinen Kinderbüchern, Kästners Gesamtwerk wird erst seit einigen Jahren wissenschaftlich untersucht. Heute ist die Sekundärliteratur zu Kästner als Lyriker, Autor von Kinderbüchern und Schriftsteller für Erwachsene sehr umfangreich und beleuchtet die unterschiedlichsten Seiten des Schriftstellers. Anlässlich der Veröffentlichung von Johan Zonnefelds Bibliographie fand 2011 ein Internationales Erich Kästner-Kolloquium in Leipzig statt, das bisher vernachlässigte Aspekte in Kästners Werk aufgreift: Hier werden beispielsweise Kästners philologische Fundamente, sein Humor, sein Politikbegriff oder Tierdarstellungen in seinen Büchern näher betrachtet.

Literatur

Sekundärliteratur

  • Baeumler, Marianne: Die aufgeräumte Wirklichkeit des Erich Kästner. Köln: Prometh, 1984.
  • Bemmann, Helga: Erich Kästner. Leben und Werk. Frankfurt am Main: Ullstein, 1994.
  • Benson, Renate: Erich Kästner. Studien zu seinem Werk. Bonn: Bouvier, 1973.
  • Bermel, Sabine: Jonathan Swifts Gulliver's Travels und Mark Twains The Adventures of Huckleberry Finn in deutscher Sprache als Kinder- und Jugendbuch. Frankfurt: Peter Lang, 2007.
  • Die Zeit fährt Auto. Erich Kästner zum 100. Geburtstag. Hrsg. von Manfred Wegner. Berlin: Deutsches Historisches Museum, 1999.
  • Doderer, Klaus: Erich Kästner. Lebensphasen, politisches Engagement, literarisches Wirken. Weinheim: Juventa Verlag, 2002.
  • Drouve, Andreas: Erich Kästner. Moralist mit doppeltem Boden. Marburg: Tectum-Verlag, 1999.
  • Ebbert, Birgit: Erziehung zu Menschlichkeit und Demokratie. Erich Kästner und seine Zeitschrift 'Pinguin' im Erziehungsgefüge der Nachkriegszeit. Frankfurt am Main: Lang, 1994.
  • Enderle, Luiselotte: Erich Kästner. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1980.
  • Erich Kästner. Ein Moralist aus Dresden. Hrsg. von Matthias Flothow. Leipzig: Evang. Verl.-Anst., 1995.
  • Erich Kästner. Werk und Wirkung. Hrsg. von Rudolf Wolff. Bonn: Bouvier, 1983.
  • Erich Kästner – so noch nicht gesehen. Impulse und Perspektiven. Erich Kästner Studien Band 1. Hrsg. von Sebastian Schmideler. Marburg: Tectum-Verlag, 2012.
  • Erich Kästner Jahrbuch. Hrsg. von Erich Kästner Gesellschaft. Würzburg: Königshausen & Neumann, ab 1999.
  • Erich Kästners weltweite Wirkung als Kinderschriftsteller. Hrsg. von Bernd Dolle-Weinkauff. Frankfurt am Main: Lang, 2002.
  • Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur. Hrsg. von Reiner Wild. Stuttgart: Metzler, 2008; Görtz, Franz Josef u. Sarkowicz, Hans: Erich Kästner. Eine Biographie. München: Piper, 1998.
  • Gretzschel, Matthias u. Babovic, Toma: Auf den Spuren von Erich Kästner. Hamburg: Ellert & Richter, 2007.
  • Guzy, Elisabeth: Erich Kästner und das Theater. Ein bisschen mehr als Emil und Fabian. Hamburg: Diplomica-Verlag, 2013.
  • Hanuschek, Sven: Erich Kästner. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2004.
  • Hanuschek, Sven: Keiner blickt dir hinter das Gesicht. Das Leben Erich Kästners. München: Hanser, 1999.
  • Hug, Remo: Gedichte zum Gebrauch. Die Lyrik Erich Kästners: Besichtigung, Beschreibung, Bewertung. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2006.
  • Jugendliteratur zwischen Trümmern und Wohlstand 1945-1960. Hrsg. von Klaus Doderer. Weinheim: Beltz, 1993.
  • Kiesel, Helmuth: Erich Kästner. München: Beck, 1981.
  • Kordon, Klaus: Die Zeit ist kaputt. Die Lebensgeschichte des Erich Kästner. Weinheim: Beltz & Gelberg, 1994.
  • Kümmerling-Meibauer, Bettina: Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur. Ein internationales Lexikon. Stuttgart: Metzler, 1999.
  • Kümmerling-Meibauer, Bettina: Kinder- und Jugendliteratur. Eine Einführung. Darmstadt: WGB, 2012.
  • Last, Rex William: Erich Kästner. Modern German authors. London: Wolff, 1974.
  • Lutz-Kopp, Elisabeth: Nur wer Kind bleibt. Erich Kästner Verfilmungen. Frankfurt am Main: Bundesverb. Jugend und Film, 1993.
  • Mank, Dieter: Erich Kästner im nationalsozialistischen Deutschland. Frankfurt am Main: Lang, 1981.
  • Otto, Dr. Uli u. Otto, Till: Auf den Spuren des Fliegenden Klassenzimmers. Das Schul- und Internatsleben im deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuch des 20. Jahrhunderts. Regensburg: KernVerlag, 2007.
  • Peterchen, Kai und andere kleine Helden. Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur. Hrsg. von Kurt Franz u. Franz-Josef Payrhuber. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 2006.
  • Richter-Vapaatalo, Ulrike: Da hatte das Pferd die Nüstern voll. Gebrauch und Funktion von Phraseologie im Kinderbuch. Untersuchungen zu Erich Kästner und anderen Autoren. Frankfurt am Main: Lang, 2007.
  • Schikorsky, Isa: Erich Kästner. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1998.
  • Schikorsky, Isa: Kinder- und Jugendliteratur. Schnellkurs. Köln: DuMont, 2003.
  • Schipperges, Ines: Ende gut, alles gut? Konflikt, Wendepunkt und Rettung als dramatisches Element bei Erich Kästner, Michael Ende und Cornelia Funke. Hamburg: Kovač, 2013.
  • Schneyder, Werner: Erich Kästner. Ein brauchbarer Autor. München: Kindler, 1982.
  • Smail, Deborah: White collar workers, mass culture and Neue Sachlichkeit in Weimar, Berlin. A reading of Hans Fallada's Kleiner Mann – was nun?, Erich Kästner's Fabian and Irmgard Keun's Das kunstseidene Mädchen. Bern: Lang, 1999.
  • Tornow, Ingo: Erich Kästner und der Film. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1998.
  • Wagener, Hans: Erich Kästner. Köpfe des XX Jahrhunderts. Berlin: Colloquium, 1973.
  • Walter Trier und die Bilderwelt der Kinder. Hrsg. von Walter Schmitz. Dresden: Thelem, 2007.
  • Weinkauff, Gina: Die Großstadt als Labyrinth und als Bewährungsraum: Emil und die Detektive von Erich Kästner. In: Erfolgreiche Kinder- und Jugendbücher. Hrsg. von Bernhard Rank. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 1999. S. 151-171.
  • Zonneveld, Johan: Bibliographie Erich Kästner. Bielefeld: Aisthesis, 2011.
  • Zonneveld, Johan: Erich Kästner als Rezensent 1923-1933. Frankfurt am Main: Lang, 1991.

Weitere Beiträge zu Erich Kästner auf KinderundJugendmedien.de:

Hörspiele und -bücher

Filmkritiken

Abbildungsverzeichnis

Titelbild: Portrait erich Kästner, CC0 1.0, Dutch National Archives, The Hague, Fotocollectie Algemeen Nederlands Persbureau (ANEFO), 1945-1989