Explikat 

Das Sonett zählt zu den variabelsten und "erfolgreichsten Gedichtformen" (Felsner, Helbig und Manz 2009, S. 138). So lässt sich die für das Sonett typische Grundform des Reimes a b b a a b b a c d c c d c auf vielfache Weise abwandeln. Zudem ist das Sonett nicht auf ein Versmaß festgelegt. Dies kann auch als Grund verstanden werden, warum sich die ursprünglich um 1230 in Italien entstandene Gedichtform in verschiedene Richtungen ausdifferenziert hat. Stephen Fry betont ebenfalls die Flexibilität des Sonetts, wenn er es als "Goldlöckchen" der Gedichte bezeichnet:

[…] when others seem too long, too short, too intricate, too shapeless, too heavy, too light, too simple or too demanding the sonnet is always just right. It has the compactness to contain a single thought and feeling, but space enough for narrative, development and change. (Fry 2010, S. 281) 

Diese Flexibilität erlaubt es bspw. auch Robert Gernhardt, sich in der Form des Sonetts mit diesem und seinen formalen Anforderungen auseinanderzusetzen: 

Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs

Sonette find ich sowas von beschissen,
so eng, rigide, irgendwie nicht gut;
es macht mich ehrlich richtig krank zu wissen,
daß wer Sonette schreibt. Daß wer den Mut 

hat, heute noch so'n dumpfen Scheiß zu bauen; 
allein der Fakt, daß so ein Typ das tut, 
kann mir in echt den ganzen Tag versauen. 
Ich hab da eine Sperre. Und die Wut 

darüber, daß so'n abgefuckter Kacker 
mich mittels seiner Wichserein blockiert, 
schafft in mir Aggressionen auf den Macker. 

Ich tick nicht, was das Arschloch motiviert.
Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen:
Ich find Sonette unheimlich beschissen.

(Gernhardt 1981)


Bibliografie

Primärliteratur

Sekundärliteratur

  • Felsner, Kristine und Helbig, Holger und Manz, Therese: Arbeitsbuch Lyrik. Berlin: Akademie Verlag, 2009. 
  • Fry, Stephen: The Ode Less Travelled: Unlocking the Poet Within. Calgary: Cornerstone Digital, 2010.