Wie seid ihr zum AKJ gekommen?

Linda Wiechert: Zum AKJ kam ich 2011 als Praktikantin zum Ende meines Studiums. Ich habe Angewandte Kulturwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg studiert und dabei einen Schwerpunkt auf das Thema Kinder- und Jugendliteratur gesetzt. In meiner Abschlussarbeit habe ich mich mit dem Thema "Groteske Komik in der Kinder- und Jugendliteratur" beschäftigt. 2012 bis 2013 übernahm ich die Elternzeitvertretung von Kristina Bernd beim AKJ und betreute die Seminare, die Fachzeitschrift JuLit und den Bereich Internationales. 2014 habe ich dann die Stelle der Projektleitung zum Deutschen Jugendliteraturpreis übernommen.

Evi Nagler: Nach meinem Germanistik-Studium an der LMU in München habe ich zuerst in Bereichen der Kulturellen Bildung, die nichts mit Büchern oder Leseförderung zu tun hatten, gearbeitet und bin dann 2014 über die Elternzeitvertretung der damaligen Teamassistentin beim AKJ gelandet und geblieben.

Was sind zentrale Ziele eurer Arbeit mit Literatur?

Linda Wiechert: Ich persönlich möchte die Begeisterung für (Kinder-)Literatur weitertragen und dazu beitragen, dass diese als bereichernde Facette des kulturellen Lebens wahrgenommen wird. Das ist auch ein wichtiges Anliegen des AKJ: Wir setzen uns dafür ein, dass Kinder- und Jugendliteratur als gleichwertige Kunstform im literarischen Betrieb wahrgenommen wird und wollen zeigen, wie viele herausragende Titel es gibt. Wir wollen, dass unsere ausgezeichneten Bücher ins Gespräch kommen und viele Leser:innen finden.

Evi Nagler: Gerade in Bezug auf die Jugendlichen, aber auch die Teamer:innen der Leseclubs, ist es auch ein Ziel des AKJ, dass Jugendliche dazu angeregt werden, "ihre" Bücher in die Welt zu tragen, ihre Peergroup zur Diskussion über Bücher und zum Lesen ermutigen und so – das wäre auch meine persönliche Idealvorstellung – der Jugendliteratur vielleicht auch für immer verbunden bleiben.

Durch euch wird Kinder- und Jugendliteratur in der breiten Öffentlichkeit sichtbar. Würdet ihr sagen, dass ihr Lobbyarbeit für die KJL verrichtet?

Linda Wiechert: Der Arbeitskreis für Jugendliteratur ist ein Dachverband der Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland, der sich für die verschiedensten Belange dieses Felds einsetzt – auf der theoretischen, der diskursiven, der politischen und der organisatorischen Ebene. Also, klares ja – wir betreiben Lobbyarbeit für die KJL. Wir bewegen uns im großen Feld der Kulturellen Bildung. Unser Anliegen ist es, dass alle Kinder und Jugendlichen Zugang zu Literatur haben und an der Auseinandersetzung mit Büchern wachsen können. Dazu braucht es Orientierungshilfe und eine qualitative Auswahl, wie sie der Deutsche Jugendliteraturpreis bietet. Dazu braucht es engagierte Vermittler:innen, die wir in ihrer Arbeit stärken. Dazu braucht es die Möglichkeit der Mitbestimmung und – am besten gleichaltrige – Lesevorbilder, wie es die Jugendjury und die Literanauten sind. Als bundesweiter Dachverband können wir auf die Unterstützung unserer 57 Mitgliedsorganisationen und von über 250 Expertinnen und Experten bauen. International sind wir engagiert als Teil der Weltorganisation IBBY, des International Board on Books for Young People.

Wie sieht euer Arbeitsalltag aus?

Linda Wiechert: Wir sind ein Team von zehn Mitarbeiterinnen in der hauptamtlichen Geschäftsstelle des AKJ in München und arbeiten sehr eng vernetzt miteinander. Durch die Breite meiner Aufgaben – Organisation/Betreuung der Juryarbeit, Betreuung der Homepage und der Drucksachen zum DJLP, Organisation der Nominierungsbekanntgabe und der Preisverleihung auf den Buchmessen, Organisation der Preisverdächtig-Seminare – habe ich viele verschieden Projekte gleichzeitig zu betreuen und es gibt keine Chance für Langeweile. Neben den Planungsaufgaben ist die Kommunikation mit unseren ehrenamtlichen Jurymitgliedern und unseren verschiedenen Partner:innen eine meiner Hauptbeschäftigungen.

Evi Nagler: Neben der Koordination aller Belange der Jugendjury kümmere ich mich auf meiner Projektstelle auch um die Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien, die wir in Kooperation mit dem Deutschen Literaturfonds jährlich vergeben. Zudem habe ich immer noch einen Großteil der Teamassistentenstelle inne. Das heißt, ich unterstütze unsere Geschäftsführerin und die Projektarbeit der Kolleginnen. Über das Jahr hinweg fallen hier viele Dinge an, u.a. Messevorbereitungen, Teilnehmerverwaltung für unsere Preisverdächtig!- und Herbstseminare, aber auch die DJLP-Preisverleihung auf der Frankfurter Buchmesse, die Mitglieder- und Abonnementverwaltung sowie die komplette Verwaltung des Einreichverfahrens für den Deutschen Jugendliteraturpreis und die Bestellungen der Prüfexemplare für die Juryarbeit aller Jurys bei den Verlagen. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt meiner Tätigkeit. Mein Arbeitsalltag ist somit äußerst abwechslungsreich und vielseitig, was ich sehr schätze.

Linda Wiechert: Betonen möchte ich aber noch: Der Deutsche Jugendliteraturpreis ist eine echte Gemeinschaftsleistung, an der alle unsere Kolleginnen Anteil haben und die nur im engen Zusammenspiel zwischen Hauptamt und Ehrenamt – Vorstand, Jurys, Mitgliedschaft – auf allen Ebenen möglich ist. Das gilt insbesondere für die Vermittlung unserer Inhalte.

Wie organisiert ihr die Koordination und Zusammenarbeit der Kritiker- bzw. Jugendjury?

Linda Wiechert: Die ehrenamtliche Kritikerjury sichtet die deutschsprachige Kinder- und Jugendbuchproduktion des Vorjahres, inklusive Übersetzungen aus anderen Sprachen, und prüft unabhängig und ohne Vorgaben alle für den Deutschen Jugendliteraturpreis eingereichten Titel. Sie besteht aus neun Personen: dem/der Vorsitzenden und je zwei Expert:innen in den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch. Eine Amtszeit umfasst zwei Preisjahre. Die Jurymitglieder können maximal zwei Amtszeiten hintereinander absolvieren. Die Jury wird vom AKJ-Vorstand gewählt und vom Bundesjugendministerium berufen. Bei der Zusammensetzung wird ein besonderes Augenmerk auf die Vielstimmigkeit in der Jury gesetzt. Sie versammelt Fachleute aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Forschung, Bibliothek, Buchhandel, Journalismus, Schule und Literaturpädagogik. Der regelmäßige Wechsel und die vielen verschiedenen Zugänge zum Thema bereichern die Juryarbeit und damit auch die Buchauswahl sehr. Die Arbeit der Jurys ist in der Ausschreibung und einem Organisationsplan festgehalten. Wir koordinieren die Zeitpläne, kümmern uns um die Bestellung der Bücher, die Vorbereitung der Sitzungen und stehen für Fragen rund um den Ablauf und die Ausschreibung zur Verfügung. Die inhaltliche Arbeit leisten die Jurys selbstständig, hier halten wir uns zurück. Die Spartenjuror:innen sichten den Markt allgemein und insbesondere die für ihre Sparte eingereichten Titel. Auf dieser Basis erstellen sie eine Vorauswahl von etwa 25 Titeln. So hat die Kritikerjury am Jahresende eine Liste von etwa 100 Titeln, die alle Jurymitglieder für die erste Sitzung lesen und prüfen. Ein echter Kraftakt im Ehrenamt, für den wir viel Wertschätzung empfinden! Unter dem Jahr sind wir alle im engen Austausch, die Kritikerjury trifft sich dann zu gemeinsamen Jurysitzungen bei uns in der Geschäftsstelle. Da werden die ausgewählten Bücher dann heiß diskutiert, um in zwei Sitzungen die Nominierungen und dann in einer finalen Sitzung im Herbst die Preisträger:innen festzulegen.

Evi Nagler: Vieles, z.B. die Amtszeit, ist bei der Jugendjury ganz ähnlich organisiert wie bei den erwachsenen Juror:innen. Die sechs Leseclubs der Jugendjury arbeiten aber komplett unabhängig von der Kritikerjury. Sie treffen ihre eigene Buchauswahl innerhalb der Leseclubs, prüfen über das Jahr hinweg rund 250 Bücher und nominieren pro Leseclub einen Titel. Das Preisbuch der Jugendjury wird dann über einen komplexen Abstimmungsprozess und ein Punktevergabesystem von allen Leseclubmitgliedern gewählt. Auf der Frankfurter Buchmesse findet jährlich ein Jurytreffen statt, bei dem sich die Mitglieder der Kritikerjury und der Jugendjury-Leseclubs kennenlernen und über ihre Arbeit und die Bücher austauschen. Und im Herbst gibt es jährlich einen Jugendjury-Workshop, bei dem Vertreter:innen der Leseclubs und die Teamer:innen zusammenkommen und über die Juryarbeit sprechen. Ansonsten erfolgt die Koordination mit den Leseclub-Teamer:innen vorwiegend über Mail und Telefon. Zum Austausch zwischen den verschiedenen Leseclubs werden Listen mit Favoriten ausgetauscht oder virtuelle Treffen anberaumt.

Welche besonderen Herausforderungen begegnen euch in der Juryrabeit? (ggf. mit Beispielen aus dem letzten oder aktuellen Durchgang)

Linda Wiechert: Der letzte Durchgang war besonders, denn er war durch die Covid-Pandemie stark geprägt. Erstmalig mussten mehrere Sitzungen rein digital stattfinden, das war für alle Beteiligten eine große Herausforderung, die sich aber zum Glück meistern ließ. Durch die geplanten Wechsel haben wir immer wieder neue Gruppenzusammensetzungen mit ganz eigener Dynamik. Sich darauf jeweils einzustellen, ist eine Besonderheit unserer Arbeit. Jedes Jahr läuft ja im Grunde nach dem gleichen Zeitraster ab, aber durch die verschiedenen Konstellationen der Beteiligten und die wechselnden Bücher und Inhalte, gibt es doch immer Unvorhergesehenes und Neues… Eine große Herausforderung ist auch das Thema Geheimhaltung, denn sowohl die Nominierungen als auch die Preisbücher werden der Öffentlichkeit erst am jeweiligen Veranstaltungstag verkündet. Dass da im Vorfeld nichts durchsickert, ist schwierig, aber wichtig für den Spannungsaufbau und eine Verleihung mit "Paukenschlag".

Evi Nagler: Die Pandemie hat auch die Jugendjury-Leseclubs vor sehr große Herausforderungen gestellt. Die Prüfexemplare der Bücher wurden z.T. von den Teamer:innen mit dem Privatauto an die Leseclub-Mitglieder ausgefahren, da eine Abholung in der Schule oder Bibliothek nicht möglich war. Aber das ist nun glücklicherweise vorbei und dieser zusätzliche Organisationsaufwand muss nicht mehr geleitet werden. Grundsätzlich hat es die Koordination der sechs Leseclubs in sich, denn sie sind über ganz Deutschland verteilt, mit unterschiedlichen Ferienzeiten. Manche Leseclubs treffen sich wöchentlich, manche nur zweiwöchentlich. Da ist viel Abstimmung nötig, damit z.B. die Nominierungstexte oder die Abstimmungsunterlagen für die Preisbücher rechtzeitig bei uns sind. Die Jugendlichen haben neben der Juryarbeit immer mehr für die Schule zu tun und auch die Freizeitaktivitäten, neben dem Lesen, nehmen viel Raum ein. Also Hut ab vor den Teamer:innen, die vor Ort die Fäden in den Händen halten und auf die jederzeit Verlass ist, sodass es sich am Ende doch immer perfekt ausgeht.

Gibt es klare Vorgaben und lassen sich Unterschiede in der Auswahl und Diskussion zwischen der Kritiker- und Jugendjury beobachten?

Linda Wiechert: Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist der Stifter des Deutschen Jugendltieraturpreises. Die Ausschreibung regelt alle Rahmenbedingungen rund um den Preis. In der Präambel heißt es: „Der Deutsche Jugendliteraturpreis soll die Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur fördern, das öffentliche Interesse an ihr wachhalten und zur Diskussion herausfordern. Mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis werden jährlich herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Dadurch sollen Kinder und Jugendliche zur Begegnung und Auseinandersetzung mit Literatur angeregt werden. Zugleich soll die Öffentlichkeit, insbesondere Eltern und alle Vermittlerinnen und Vermittler, auf wichtige Neuerscheinungen der Literatur für Kinder und Jugendliche hingewiesen werden. Lesefähigkeit ist eine elementare Voraussetzung, um den heutigen und zukünftigen Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden. Der Deutsche Jugendliteraturpreis soll deshalb auf die Bedeutung der Literatur innerhalb des vielfältigen Medienangebotes für Kinder und Jugendliche aufmerksam machen.“ Ein Alleinstellungsmerkmal des Deutschen Jugendliteraturpreises ist seine Internationalität: Für den Preis in Frage kommen seit 1956 neben deutschsprachigen Kinder- und Jugendbüchern genauso Titel fremdsprachiger Autor:innen – soweit sie ins Deutsche übersetzt wurden. Einzige Ausnahme sin die Sonderpreise, die im jährlichen Wechsel an deutsche Autor:innen, Illustrator:innen und Übersetzer:innen für ihr Gesamtwerk und parallel an Neue Talente gehen. Unsere Jurys arbeiten komplett unabhängig voneinander und ohne Einfluss von außen; es ist an ihnen die Vorgaben der Ausschreibung für sich ausgestalten. In allen drei Jurys gibt es eine ganz eigene Expertise und Herangehensweise. Das führt auch zu eigenen Schwerpunkten

Evi Nagler: Die Jugendjury-Leseclubs führen die Diskussionen innerhalb ihrer Sitzungen ohne Beteiligung des AKJ, aber angeleitet und strukturiert durch die Teamer:innen. Was man so hört, geht es bei den Diskussionen immer hoch her. Ich denke, das ist einer der Hauptunterschiede: Die sechs Leseclubs diskutieren ihre Bücher nicht in festgelegten gemeinsamen Sitzungen. Das wäre logistisch auch gar nicht zu machen bei über 100 Jugendlichen. Die Jugendlichen sind auch nicht an die Einreichungen der Verlage gebunden, sondern können durchaus eigene Vorschläge einbringen. Wir bitten dann um Nachreichung dieser Bücher.

Bisweilen doppeln sich Nominierungen der Kritikerjury und der Jugendjury. Seht ihr dies als Vor- oder Nachteil?

Linda Wiechert: Ich empfinde das immer als sehr bereichernd. Letztlich zeigt es doch zum einen, dass es Titel gibt, die so überzeugend sind, dass sie durch die Bank weg überzeugen und zum anderen, dass die erwachsenen und die jugendlichen Expert:innen gar nicht so weit auseinander liegen. Spannend ist dann auch immer zu sehen, welche Titel sich doppeln, manchmal sind da echte Überraschungen dabei.

Evi Nagler: Auch die Jugendlichen in den Leseclubs sind sich dieser Doppelungen immer sehr bewusst und brennen meist darauf, sich dann während des Juryaustauschs im Herbst in Frankfurt mit den Juror:innen der Kritikerjury darüber zu unterhalten, was deren Gründe für die Nominierung waren. Aber auch die Unterschiedlichkeit der Nominierungen der Jugendjury und der Kritikerjury ist häufig ein Thema, das die Jugendlichen beschäftigt. Sie fühlen sich dann schon sehr in ihrer Rolle bestätigt, als Jugendjury eben ganz gezielt Titel für die eigene Peergroup auszuwählen.

Nach welchen Hauptkriterien werden Titel für die Nominierungen und die Preisbücher ausgewählt?

Linda Wiechert: Jede Kritikerjury legt für sich Bewertungskriterien fest, die einen Einblick geben, welche Dimensionen ihr wichtig sind. Die von Prof. Dr. Iris Kruse in Absprache mit der Jury ausgearbeiteten aktuellen Kriterien findet man auf unserer Homepage unter: https://www.jugendliteratur.org/_uploads_media/files/kiterien_djlp_2023_24_033306.pdf Neben herausragenden Einzeltiteln achtet die Jury in der Regel auch auf eine gewisse Bandbreite innerhalb der Sparten, was die künstlerische Form, die Themen und auch mögliche Altersgruppen angeht, sofern die Einreichungen das ermöglichen.

Evi Nagler: Die Leseclub legen auch ihre eigenen Kritierien zur Beurteilung der Bücher fest. (Diese werden aber anders als bei der Kritikerjury nicht veröffentlicht.). Ein für die Jugendlichen wichtiger Aspekt bei der Auswahl ist das Thema, das in den Büchern verhandelt wird. Hier setzen sie gerne inhaltliche Akzente ohne dabei die Darstellung außen vor zu lassen.

Bei den Diskussionen der jeweiligen Jurorinnen und Juroren in Bezug auf preisverdächtige Jugendbücher bleibt ihr stets neutral. Wie schwierig ist diese Position mit Blick auf eure persönlichen Favoriten, sofern ihr welche habt?

Linda Wiechert: Ich empfinde es als echtes Privileg als einziges Nicht-Jurymitglied über Jahre hinweg bei den Sitzungen dabei zu sein und so ganz nah am Entscheidungsprozess dran zu sein. Ich bemühe mich, viele Titel der Auswahl mitzulesen und bilde mir natürlich auch ein eigenes Urteil. Doch beim Deutschen Jugendliteraturpreis geht es ja nicht um meine persönlichen Lieblinge oder Herzenbücher. Den Juryentscheidungen gehen neben der genauen Marktsichtung intensive Diskussionen voraus. Die geballte Expertise, die unsere Juror:innen mitbringen kommt da zusammen. Da sehe ich es klar aus unsere Aufgabe, ihre Auswahl in der Öffentlichkeit so gut wie möglich zu verbreiten und zu präsentieren.

Evi Nagler: Bei der Jugendjury stehen ganz klar die Meinungen der Jugendlichen selbst im Vordergrund – da lasse ich mich immer gerne inspirieren.

Immer mehr Hybridformen, wie Schaalburgs Der Duft der Kiefern (Hybridtext aus Narratologie und Sachwissen) oder Benjamins Die Suche nach Paulie Fink (Hybridtext zwischen Kinder- und Jugendbuch), erobern der KJL-Markt. Ist diesbezüglich eine starre Einteilung der Bücher in die Kategorien Kinderbuch, Jugendbuch, Bilderbuch und Sachbuch noch zeitgemäß?

Linda Wiechert: Dass Bücher sich nicht gerne in Kategorien pressen lassen, ist eine gute Sache und spricht für die Vielschichtigkeit der Literatur – auch in der Rezeption. Wie toll, dass es möglich ist, dass ein Werk in verschiedenen Kontexten ganz verschiedene Angebote an ganz verschiedene Leser:innen machen kann. Gleichzeitig hat der Deutsche Jugendliteraturpreis eine Orientierungsfunktion und viele Menschen begegnen der Auswahl im Buchhandel oder der Bibliothek z.B. "nur“ auf dem Plakat. Da sind die Kategorien ein wichtiges Gerüst, um die 33 nominierten Bücher einordnen zu können. Und wenn es dann im nächsten Schritt bei der Begegnung mit dem einzelnen Buch zu Diskussionen und Perspektivwechseln kommt, wenn man über die Kategorien spricht, sehe ich das als Pluspunkt.

Was sind eure Projekte für die Zukunft?

Linda Wiechert: Aktuell freue ich mich jetzt erstmal auf ein Preisjahr, das hoffentlich nicht mehr so stark von Corona beeinflusst ist und bei dem man wieder mit real stattfindenden Veranstaltungen rechnen darf. Wobei mein nächstes großes Projekt, die Nominierungsbekanntgabe, am 23. März 2023 noch ein (hoffentlich) letztes Mal online stattfinden wird. Im Juni stehen dann unsere drei Preisverdächtig-Seminare an, wo wir Vermittlungsmethoden und kreative Zugänge zu den Nominierungen präsentieren (5. Juni 2024 in Siegburg, 13. Juni 2024 in Münchenm 20. Juni in Hannover).

Evi Nagler: 2023 steht ein ganz besonderes Jubiläum an; die Jugendjury feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Wir sind stolz darauf, dass die Jugendlichen schon so lange einen gleichberechtigten und eigenständigen Part übernehmen. Dass das bei einem Staatspreis der Fall ist, ist eine Besonderheit, für die wir auch internationale Aufmerksamkeit bekommen. Gerade tüfteln wir an ein paar Ideen, wie wir die zwei Jahrzehnte sichtbar machen können.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen! Wir wünschen euch noch unzählige spannende Preisträger-Titel im Rahmen eurer Arbeit beim AKJ.

 Interview Linda Wiechert und Evi Nagler DJLPLinda Wiechert und Evi Nagler vom DJLP (v.r.) / (c) privat