Editorial

Sachbücher gelten gemeinhin als nicht-fiktional. Sie können sich jedoch "aller erzähltechnischer Mittel der fiktionalen Literatur bedienen", wie Klaus-Ulrich Pech bereits 2004 konstatierte. Deshalb existieren vielfältige Mischformen, in denen entweder das fiktionale oder das faktuale Element gattungsspezifisch überwiegt, wie Kurt Franz zeigen konnte. Hinzu kommen die enorme Bedeutung von Sachbuchillustrationen und die Vielfalt der Beziehungen zwischen Bild und Text, wie Ossowski sie in seinem Untergliederungsvorschlag von Sachbüchern berücksichtigt hat.
Gleichwohl existiert bis heute keine facheinschlägig ausgewiesene Definition eines Sachbuchs, ebenso wie Systematik und Theorie der Kinder- und Jugendsachbücher nach wie vor noch ein weitgehend unbestelltes Feld sind, da es sich um eine bis heute unterschätzte und vernachlässigte Gattung der KJL handelt. Mit diesem Themenheft möchten wir die Sachbuchdiskussion der letzten Jahre wiederaufgreifen und zur weiterführenden Beschäftigung mit diesem spannenden Gegenstandsfeld anregen.
Den Auftakt macht Stephanie Jentgens mit ihrem Beitrag Für gut befunden?, in dem sie sich mit der Bewertung von Sachliteratur auseinandersetzt, Kriterien "als Mittel der Annäherung" vorschlägt und diese exemplarisch auf zwei Sachbücher anwendet. Susanne Riegler arbeitet mittels linguistischer Analysen heraus, wie sich die Repräsentation von Wissen in Sachtexten für Kinder und Erwachsene unterscheidet und welche Formen der sprachlichen Akkommodation in der Kinderbuchadaption der ursprünglich an Erwachsene adressierten Sachbücher erkennbar werden.
Einen Blick in die Geschichte wirft Geralde Schmidt-Dumont, die sich mit sog. erzählenden Sachkunden zum Thema Natur am Beispiel der Autoren Hermann Wagner und Julius Lerche beschäftigt. Sachliteratur der letzten Jahre steht nachfolgend im Mittelpunkt von fünf weiteren Beiträgen: Jana Mikota gibt Einblicke in die Sachbuchreihe Abenteuer! von Maja Nielson, Maria Reinhard analysiert Lars Klintings Sachbilderbücher über den Biber Kasimir, der handwerklichen oder auch gärtnerischen Tätigkeiten nachgeht, Renate Grubert stellt eine Vielzahl neuerer Kinder- und Jugendsachbücher zum Thema Mathematik vor. Ein bislang wenig beachtetes Thema greift Sabine Planka auf, indem sie sich mit der Gestaltung von Vorsatzblättern und deren Entwicklung besonders in Puppen- und Kinderkochbüchern beschäftigt. Um Philosophie-Sachbücher für Kinder und damit um die "großen Fragen" dreht es sich im Beitrag von Dietrich Schotte, Heike Jüngst schließlich führt uns jene Probleme vor Augen, die sich beim Übersetzen von Sachbüchern ergeben. Abgerundet wird der Thementeil mit einem Interview mit Evelyn Gangl, die aktuell in der Jury für den Deutschen Jugendliteraturpreis für die Sparte Sachbuch zuständig ist.

 

Inhaltsverzeichnis

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