Nikolaus Piper (*17. Juni 1952) ist ein deutscher Journalist. Seine Werke im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur zeichnen sich durch den einfachen und klaren Umgang mit komplexen ökonomischen Begrifflichkeiten und Themen aus. Bekannt als Kinderbuchautor wurde er durch seinen Debütroman Felix und das liebe Geld (1998) und durch seine Geschichte der Wirtschaft (2002), wofür er u.a. den Jugendliteraturpreis 2003 erhielt.

Biographie

Nikolaus Piper wurde am 17. Juni 1952 in Hamburg geboren. Nach seinem Abitur arbeitete er von 1971 bis 1973 als Volontär bei der Badischen Zeitung in Freiburg im Breisgau. Während seiner Volontariatszeit entdeckte er sein Interesse für den Wirtschaftsbereich und begann daraufhin ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Freiburger Universität. Dieses schloss er 1978 erfolgreich als Diplom Volkswirt ab.

Im Anschluss widmete er sich wieder seiner ursprünglichen journalistischen Tätigkeit für den Lokalteil in Lörrach (wenige Kilometer südlich von Freiburg). Daraufhin ging er bis 1983 seinem wirtschaftlichen Interesse als Wirtschaftsredakteur bei der Bonner Zeitung Vorwärts nach. Ab 1983 arbeitete er als Wirtschaftskorrespondent für die Nachrichtenagentur Associated Press in Bonn, dessen Hauptsitz in New York liegt. Nach vier Jahren zog es ihn nach Hamburg, wo er bei der Zeit angestellt war. Seit Ende 1997 arbeitet er bei der Süddeutschen Zeitung in München, seit August 1999 als Ressortleiter Wirtschaft, seit 2007 als Korrespondent bzw. Wirtschaftsexperte der Süddeutschen Zeitung in New York.

Werk

Nikolaus Piper hat viele Sachbücher im Bereich Wirtschaft geschrieben: Die großen Ökonomen: Leben und Werk der wirtschaftswissenschaftlichen Vordenker (1994), Die neuen Ökonomen: Stars, Vordenker und Macher der deutschsprachigen Wirtschaftswissenschaft (1997), Willkommen in der Wirklichkeit (2004) und Die Große Rezession. Amerika und die Zukunft der Weltwirtschaft (2009).

Als Kinder- und Jugendbuchautor zeichnet Piper sich dadurch aus, dass er das für den Laien hochkomplexe Gebilde der Ökonomie auf Kindesniveau verständlich macht. Bisher hat er zwei an Kinder und Jugendliche adressierte Bücher veröffentlicht:  Felix und das liebe Geld (1998), welches mit dem Herbert-Quandt-Medienpreis 1999 ausgezeichnet wurde (der Medienpreis wird jährlich an Journalisten aller Medien verliehen, die sich um die allgemeinverständliche Darstellung komplexer Themen der Wirtschaft bemühen) und Geschichte der Wirtschaft (2002), welches u. a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2003 in der Kategorie Bestes Sachbuch und von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. zum Buch des Monats Februar ausgezeichnet wurde.

Gerade sein Debütroman Felix und das liebe Geld, zu dessen Genese er durch seinen damals fünfjährigen Sohn angeregt wurde ("woher kommt eigentlich das Geld"), beinhaltet viele für die Kinderliteraturforschung interessante Aspekte. Sein Werk Felix und das liebe Geld – Roman vom Reichwerden und anderen wichtigen Dingen ist in Romanform aufgebaut und in insgesamt 23 Kapitel unterteilt. Am Ende des Buches befindet sich eine lexikalische Auflistung der im Buch verwendeten ökonomischen Begriffe mit ihrer jeweiligen Erklärung ("Kleines Lexikon der Wirtschaft").

Felix, die Hauptfigur der Geschichte, möchte es anders machen als seine Eltern – er möchte reich werden. Aus der relativen Armut seiner Eltern und vor allem der plötzlichen Arbeitslosigkeit seines Vaters speist er diese Motivation. Seine Freunde Peter und Gianna sollen Felix dabei helfen und werden gleichwertige Partner in ihrer selbst gegründeten Firma Heinzelmännchen & Co.

Das Besondere an Felix und das liebe Geld ist, dass Piper versucht, wirtschaftliche Begriffe von A wie Abschreibungen bis Z wie Zinseszins für den Laien respektive für das Kind verständlich zu machen. Neben dem Ablauf und der Funktion der Börse wird der Handel mit Aktien veranschaulicht und weitere Felder, wie z.B. Warentermingeschäfte, dem Leser nahegebracht. Zusätzlich werden die Möglichkeiten mit dem Handel von Aktien sowie die Risiken aufgezeigt.

Das Freundschaftsmotiv spielt in der Erzählung eine wichtige Rolle. Er zeigt, wie sich die drei als gleichwertige Partner zueinander verhalten. Die Freundschaft zueinander wird in ihrem positiven Wirken dargestellt, z.B. werden wichtige Entscheidungen in der Gruppe demokratisch beratschlagt und beschlossen. Keiner handelt ohne den Rat des anderen eingeholt zu haben, jeder weitere Schritt zum Reichwerden wird genauestens in der Gruppe abgewägt. Dabei trägt jeder in der Gruppe die Verantwortung für den anderen, hier wird gezeigt, dass die Heinzelmännchen nur zusammen (im Sinne von "Einer für alle, alle für Einen") funktionieren können.

Mit gutem Rat steht ihnen der Musikhändler Adam Schmitz (der eine Anspielung auf den bekannten Ökonomen Adam Smith darstellt – 1776: "Untersuchung über Nutzen und Ursachen des Wohlstandes der Nationen") zur Seite, auf dessen Rat und Wissen sie zunächst großen Wert legen. Doch nachdem sie den ersten großen Gewinn durch Aktienhandel erwirtschaftet haben, wollen sie zukünftig ohne das Einwirken eines Erwachsenen handeln (→ Autonomie gegenüber der Erwachsenenwelt; ähnlich Felix' Motivation, reich zu werden): "Das eigentliche Thema bei Felix ist "Freiheit". In einem bestimmten Alter wollen die Kinder doch einfach frei sein. Sie sagen: Ich will meine Sache selber machen. […] Sie sagen, ich will mein Leben selbst gestalten. Die Erwachsenen sind doch doof. Ich kann es besser. Das ist auch das Anmaßende in diesem Alter." (Nikolaus Piper im Gespräch mit Hans ten Doornkaat für das Kinder- und Jugendmagazin "1000 und 1 Buch" 3/03, S. 29ff.)

Ein weiteres Motiv ist das der Vergebung. Auf ihrem Weg zum Reichwerden müssen die drei, insbesondere Felix durch seinen Erzrivalen Kai, mehrere Hindernisse überstehen, ehe Kai am Ende der Erzählung zum unverhofften vierten Mitglied der Heinzelmännchen wird und die Handlung auf ein "Happy End" hinausläuft.

Pipers zweites Jugendbuch ist das 2002 veröffentlichte Sachbuch Geschichte der Wirtschaft. In der Geschichte der Wirtschaft bietet Piper eine komprimierte Darstellung der wirtschaftlichen Geschichte von "vor 10 000 Jahren" bis in das heutige Zeitalter der Globalisierung. Sein Werk zeichnet sich durch eine sachliche Darstellung aus. Es bietet neben zahlreichen Daten und Fakten auch interessante Darstellungen wichtiger Ökonomen, beispielsweise die Fugger, Adam Smith und Familie Rothschild.

Das Buch ist in insgesamt 36 Kapitel (inklusive Vorwort) unterteilt, es bietet ein Vorwort und schließt im letzten Kapitel mit einem normativen Blick in die Zukunft ab: "Wie es mit der Weltwirtschaft weitergeht, hängt ganz entscheidend davon ab, ob die Menschen lernen, mit den Grenzen der Natur umzugehen. […] Viele Wege stehen den Menschen zur Verfügung, um mit ihrer Erde sorgsamer umzugehen: die Suche nach neuen Techniken der Energienutzung, Energiesparen, bessere Nutzung der vorhandenen Technik, Begrenzung des Bevölkerungswachstum." (Piper 2013, S. 200)

Zusätzlich geht Piper in seinem Werk auf die historische Herkunft verschiedener wirtschaftlicher Begriffe ein. So erklärt er beispielsweise die Herkunft der Worte Bank und Bankrott: Die "bancheri" waren im Mittelalter die ersten Geldverleiher bzw. Geldwechsler in Oberitalien, die ihre Geschäfte auf einer Bank abschlossen. Glaubte ein Kunde nun, dass er von einem Geldwechsler betrogen wurde, so schlug er die Bank in Stücke, was auf Italienisch "banca rotta" genannt wird. Auch die Börse hat ihre begriffshistorische Herkunft im Mittelalter. Der Begriff der Börse geht auf eine Familie zu den Beursen aus dem 14. Jahrhundert zurück, die einen Gasthof für Kaufleute in Brügge betrieb. Der Gasthof stellte einen Treffpunkt für Kaufleute dar, an dem sich diese über Waren informieren und Geschäfte abschließen konnten.

In einem Interview sagte Piper einmal, dass er seine Vorstellung vom Erzählen für Kinder von Erich Kästner erworben hat: "Wenn man als Erwachsener liest, wie er geschrieben hat, das ist einfach großartig. Kästner nimmt die Konflikte und Sorgen, die Kinder haben, wirklich ernst." Außerdem ist er im Bereich Kinder- und Jugendliteratur von Astrid Lindgren angetan: "Nicht alles gefällt mit [sic] von ihr. Aber Ronja Räubertochter war für unseren Sohn eine Zeit lang ganz wichtig. Dort finde ich einen Vater und eine Mutter, die Qualitäten haben, die sich jedes Kind für seine Eltern wünscht; Idealfiguren also, die von Lindgren dann doch wieder gebrochen dargestellt werden." (Nikolaus Piper im Gespräch mit Hans ten Doornkaat für das Kinder- und Jugendmagazin "1000 und 1 Buch" 3/03, S. 29ff.)

Wissenschaftliche Rezeption

Nikolaus Piper erhielt für seine beiden Kinder- und Jugendwerke einige Auszeichnungen: Für seinen Debütroman Felix und das liebe Geld erhielt er 1999 den Herbert-Quandt-Medienpreis. Für die Geschichte der Wirtschaft wurde er gleich mit mehreren Auszeichnungen geehrt – er erhielt 2003 den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie "Bestes Sachbuch", ferner wurde sein Buch von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. zum Buch des Monats Februar gewählt.

Auch kritische Stimmen werden über Felix und das liebe Geld vor allem im Internet laut. So wird der "Eliteeifer, Kapitalismusfetischismus und [die] Gier" des Protagonisten Felix kritisiert: Zu kurz werde die "Moralkeule" in diesem Werk geschwungen, zu wenig werde im Werk auf die Konsequenz des Kapitalismus verwiesen, wodurch das Buch nur mit einer umfangreichen Vor- und Nachbereitung für den Deutschunterricht zu empfehlen sei. (http://wasliestdu.de/rezension/eliteeifer-kapitalismusfetischismus-und-gier)

Populärrezeption

Mittlerweile hat sich Felix und das liebe Geld soweit im Schulunterricht integriert, dass es zu einer Pflichtlektüre im Schulfach Deutsch geworden ist. Kinder rezipieren es in der Regel gerne und mit viel Interesse, da es sowohl kriminologische und abenteuerreiche als auch sachliche Elemente (Ökonomie) beinhaltet. Gerade die wirtschaftlichen Elemente, welches die Basis des Buchs darstellen, wecken das Interesse für den Bereich Wirtschaft bei Kindern.


Literatur

  • Piper, Nikolaus: Felix und das liebe Geld. Roman vom Reichwerden und anderen wichtigen Dingen. Weinheim: Beltz & Gelberg, 2008.
  • Piper, Nikolaus: Geschichte der Wirtschaft. Weinheim: Beltz & Gelberg, 2013.

Internet

Erstveröffentlichung: 18.08.2014